Afghanen und Syrer nicht mehr willkommen

Jana Frielinghaus über den Stopp von Flügen nach Deutschland und geplante Abschiebungen

Taliban-Kämpfer feiern in Kabul: Seit mehr als drei Jahren sind die Islamisten in Afghanistan wieder an der Macht. Einigen wenigen Menschen, die dadurch besonders gefährdet sind, hatte Deutschland Schutz und Aufnahme zugesagt. Das stellt die künftige Bundesregierung nun infrage.
Taliban-Kämpfer feiern in Kabul: Seit mehr als drei Jahren sind die Islamisten in Afghanistan wieder an der Macht. Einigen wenigen Menschen, die dadurch besonders gefährdet sind, hatte Deutschland Schutz und Aufnahme zugesagt. Das stellt die künftige Bundesregierung nun infrage.

Ihre Haltung zu Menschen aus Syrien und Afghanistan haben die künftigen Regierungsparteien in ihrem Koalitionsvertrag kundgetan: »Nach Afghanistan und Syrien werden wir abschieben – beginnend mit Straftätern und Gefährdern.« War in jüngerer Vergangenheit noch davon die Rede, dass man nur »Schwerkriminelle« in die genannten Länder abschieben werde, so spricht man jetzt von »Straftätern und Gefährdern«. Beide Begriffe sind höchst dehnbar. Zum »Gefährder« kann inzwischen schon erklärt werden, wer auf X den falschen Post »gelikt« hat. Außerdem wird Syrern, Afghanen und anderen klargemacht: Mittelfristig kann das, was die AfD »Remigration« nennt, mindestens alle treffen, die nicht die deutsche Staatsbürgerschaft besitzen. Egal, wie vorbildlich sie sich integriert haben – und egal, wie die Lage in ihrer Herkunftsregion ist.

Dass die neue Koalition nun versucht, selbst 2600 verbindliche Aufnahmezusagen für von den Taliban besonders bedrohten Afghanen zurückzuziehen, straft jedes Gerede vom Wertewesten Lügen. Denn es handelt sich um Menschen, die Monate bis Jahre überprüft wurden, die auf Einreisegenehmigungen gewartet und vielfach ihr Leben für deutsche Institutionen riskiert haben. Macht nichts: Dem längst auch von Union und SPD verbreiteten Narrativ zufolge sind Afghanen per se eine Bedrohung. Das ist so rassistisch und verlogen wie das feierliche Bekenntnis von Schwarz-Rot zum Einwanderungsland BRD – und die Behauptung, die Bundesrepublik bleibe ein »weltoffenes Land«. Denn wie die Vorgängerkoalition zeigt auch die neue, dass die deutsche Politik nie vom Einteilen von Migranten in nützliche Arbeitskräfte und unnütze Esser weggekommen ist, wobei man Letztere loswerden müsse.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -