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Sparmaßnahmen in Berlin: Kein Schutz vor Autos
Jeder Verkehrstote ist einer zu viel, meint David Rojas Kienzle
Im Schnitt öfter als ein Mal die Woche stirbt auf Berlins Straßen jemand an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Zuletzt am Dienstagvormittag, als nach Polizeiangaben ein 68-Jähriger, der am 4. November 2024 bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt wurde, im Krankenhaus verstarb. Ein Autofahrer hatte ihn angefahren. Keine 24 Stunden vorher ein weiterer Todesfall. Wie die Polizei mitteilte, wurde in der Nacht auf Dienstag kurz nach Mitternacht ein Fahrradfahrer beim Überqueren der Landsberger Allee überfahren und verstarb. Der Autofahrer war wohl zu schnell unterwegs.
Der Verkehrsclub Deutschland zählt 2024 in der Hauptstadt schon 50 Verkehrstote. 22 von ihnen waren zu Fuß unterwegs, zwölf auf dem Fahrrad, in der überwältigenden Mehrheit getötet durch Autos oder Lkw. Mutwilligkeit kann und will man den Fahrzeugführern nicht unterstellen. Aber sie bewegen tonnenschwere Gefährte mit hohen Geschwindigkeiten – eine Gefahr für alle, die sich ohne Knautschzone durch die Stadt bewegen. Und nicht-tödliche Unfälle sind hier noch nicht mal genannt. Von der »Vision Zero«, dem Ziel, die Anzahl der Verkehrstoten auf null zu senken, ist man in Berlin meilenweit entfernt.
Und das wird auch so bleiben. Die Haushaltsmittel zur Förderung von Fußgänger- und Fahrradverkehr sowie für Lärmschutzmaßnahmen will der Senat um rund 18 Millionen Euro kürzen – das ist rund die Hälfte des ursprünglich vorgesehenen Etats. Gleichzeitig werden verkehrspolitische Wahnsinnsprojekte wie der Ausbau der A100 oder der Tangentialen Verbindung Ost weitergeführt. Der Schutz von Fußgängern und Fahrradfahrern ist wegen einer ideologiegetriebenen Auto-Politik in Berlin leider nachrangig.
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