Fünf Prozent der Erwachsenen aktuell mit Depression

Zu der stark verbreiteten psychischen Erkrankung gibt es noch immer viele Missverständnisse

  • dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
Wenn ein Mensch an einer Depression erkrankt, gibt es nicht immer Verständnis bei Angehörigen.
Wenn ein Mensch an einer Depression erkrankt, gibt es nicht immer Verständnis bei Angehörigen.

Leipzig. Fast fünf Prozent der Erwachsenen unter 70 Jahren in Deutschland leiden derzeit eigenen Angaben zufolge an einer ärztlich festgestellten Depression. Das ergab eine repräsentative Befragung, das aktuelle »Deutschland-Barometer Depression«. Unter den Befragten gaben 24 Prozent an, in ihrem Leben schon mal die Diagnose Depression bekommen zu haben.

»Die Depression wird heute viel häufiger diagnostiziert, weil mehr Menschen sich Hilfe holen«, sagte der Vorsitzende der für die Umfrage zuständigen Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, Ulrich Hegerl, bei einer Online-Pressekonferenz. Außerdem würden Ärztinnen und Ärzte die Krankheit besser erkennen. Durch die Maßnahmen der Corona-Pandemie hätten viele Menschen einen Rückfall bekommen oder eine Verschlechterung erlebt.

Äußere Einflüsse sind Hegerl zufolge allerdings nicht der Hauptfaktor für eine Erkrankung. »Entscheidend ist die Veranlagung«, erklärte der Psychiater. Jeder Mensch mit einer genetischen Veranlagung könne erkranken. Menschen ohne eine genetische Veranlagung hingegen bekämen nie eine richtige Depression, auch nicht, wenn es ihnen sehr schlecht gehe.

Unter allen Befragten gab etwa jeder Vierte an, Angehörige mit Depressionen zu haben. Man wisse nicht immer, ob Familienmitglieder oder der Partner erkrankt seien, deswegen sei es möglich, dass die tatsächliche Zahl höher liege, sagte Hegerl.

Bei Menschen mit einer Depressionsdiagnose gab gut ein Drittel (34 Prozent) an, dass Familienangehörige im selben Haushalt eine Depression hätten. Bei Menschen ohne Depressionshintergrund haben eigenen Angaben zufolge 13 Prozent erkrankte Familienmitglieder im Haushalt.

Nach Angaben der Stiftung wird die Diagnose gestellt, wenn über mindestens zwei Wochen zwei der drei Hauptsymptome (Verlust von Interesse und Freude, depressive Stimmung, Antriebsmangel) und zusätzlich mindestens zwei Nebensymptome vorliegen (darunter zum Beispiel Schlafstörungen, Suizidgedanken, Appetitminderung). Die Krankheit tritt meist in Episoden auf. Es handelt sich um eine ernsthafte Erkrankung, die das Denken, Fühlen und Handeln der Betroffenen tiefgehend beeinflusst und erhebliches Leid verursacht.

Eine große Mehrheit (77 Prozent) der Befragten mit erkrankten Angehörigen gab an, die Depression als belastend wahrzunehmen. »Für Angehörige ist es sehr wichtig, einfach Verständnis zu haben«, sagte die Partnerin eines depressiven Betroffenen in der Pressekonferenz. Als es ihrem Partner besonders schlecht ging, habe sie immer mehr Sachen für ihn übernehmen oder seine schlechte Stimmung aushalten müssen. Geholfen habe ihr die Gewissheit: »Das ist keine Absicht, das ist eine Krankheit.«

An der Online-Befragung hatten 5000 Menschen im Alter zwischen 18 und 69 Jahren teilgenommen. Es ist die achte Ausgabe der Studie, die jährlich Einstellungen und Erfahrungen zum Thema Depression ermittelt. Gefördert wird sie von der Deutsche-Bahn-Stiftung.

Im Fall einer Erkrankung oder eines Verdachts auf Depression ist ein Gespräch mit einem Arzt oder einem Psychotherapeuten nach Angaben der Deutschen Depressionshilfe unverzichtbar. Zusätzlich gibt es kostenlose Online- oder Telefonberatungen, Selbsthilfegruppen und Online-Foren. dpa/nd

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