Gaudete! Freut euch?

Am 1. Dezember ist 1. Advent. Und es brennt

Er reckt die Arbeiterfaust. Aber hilft das noch dem armen Mann?
Er reckt die Arbeiterfaust. Aber hilft das noch dem armen Mann?

Advent, Advent ... die Luft brennt. In Deutschland. Lichterloh. Die Ampel verglüht. Rot ballt zwar mal wieder, trotz alledem, die Faust. Immerhin. Grün strickt unverdrossen auf Parteitagen. Für Gelb indes dürfte das Lichtlein nunmehr gänzlich erloschen sein. Tristesse allerorten. Kein Heiland weit und breit zu erblicken. Was für eine Bescherung zur Adventszeit!

Der 1. Advent fällt dieses Jahr auf den 1. Dezember. Das Wort Advent leitet sich vom lateinischen »adventus« ab, Ankunft. Die vier Wochen verordneter Besinnlichkeit sollen symbolisch für 4000 Jahre stehen, die die Menschheit auf die Ankunft des Erlösers warten musste. Was sind in solch historischen Dimensionen drei Jahre irdisches Chaos?

Der erste Advent steht unter dem Zeichen freudiger Erwartung des »Herrn«. Wem dürfen wir entgegenfiebern? Jesus erschien übrigens nicht prototypisch männlich, kein Macho, wenig oder gar kein überschüssiges Testosteron, wenn überhaupt. Der zweite Advent soll auf Erlösung und Errettung einstimmen. Häh? »Es rettet uns kein höh’res Wesen,/ kein Gott, kein Kaiser noch Tribun/ Uns aus dem Elend zu erlösen/ können wir nur selber tun!« Exactement! Am dritten Advent stimmt die Christenheit »Gaudete« an. Freut euch. Um Himmels willen, worauf? Am vierten ist die Ankunft nah oder geschieht justament. Also die Geburt Jesu. Kurz vor ihrer Niederkunft soll die schwangere Maria ein fröhliches Lied geträllert haben. Sie weilte auf Besuch bei ihrer Geschlechtsgenossin Elisabeth, die ebenfalls in anderen Umständen war. Das Gespräch der beiden kurz vor der Zäsur setzenden Entbindung der einen hätte ich gern belauscht. Ob sie über ihre Männer gelästert haben? Apropos: Man stelle sich vor, die drei Weisen aus dem Morgenland hätten sich so heillos zerstritten wie unsere drei Recken Olaf, Robert und Christian. Es hätte wohl keine Geschenke gegeben für das Knäblein in Bethlehem.

Was uns der 23. Februar bescheren wird, wissen wir nicht. Abwarten und Glühwein trinken. Mich würde allerdings schon jetzt interessieren: Wer hat den Wahltermin auf den Tag der Roten Armee gesetzt? Gibt es etwa Trotzkisten unter deutschen Beamten? 

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