Werbung

Islamisten rücken in Aleppo ein

Islamistische Milizen sind am Freitag in die Millionenstadt Aleppo im Nordwesten Syriens vorgerückt

  • Jakob Helfrich
  • Lesedauer: 3 Min.
Islamisten auf dem Weg in Richtung Aleppo
Islamisten auf dem Weg in Richtung Aleppo

Islamistische Milizen haben im Nordwesten Syriens Aktivisten zufolge bei einer neuen Offensive die Millionenstadt Aleppo erreicht. Das teilte unter anderem die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit. Videos in sozialen Netzwerken belegen, dass die Gruppen bis zum Abend bis ins Stadtzentrum vorgedrungen sind und sich dort Gefechte mit der syrischen Armee lieferten.

Die islamistische Rebellengruppe Haiat Tahrir Al-Scham (HTS) teilte mit, ihre Kämpfer lieferten sich schwere Gefechte mit Regierungstruppen in den westlichen Vororten Aleppos. Das syrische Verteidigungsministerium teilte mit, die Streitkräfte seien mit massiven Angriffen im Umland der Städte Aleppo und Idlib konfrontiert.

Islamisten erbeuten Waffen der syrischen Armee

HTS-Kämpfer zeigten in Videos Waffen, die von Truppen der syrischen Armee zurückgelassen wurden. Darunter auch Panzer, gepanzerte Fahrzeuge und mobile Flugabwehrraketen. Einheiten der syrischen Armee hatten in der Nacht auf Freitag noch versucht, eine Gegenoffensive zu starten, waren aber wenig erfolgreich. Der HTS hatten sich schnell auch Teile der sogenannten Syrischen Nationalen Armee (SNA) angeschlossen, diese ist vor allem in türkischen Grenzregionen wie der 2018 von der Türkei besetzten kurdischen Region Afrin aktiv. Die SNA nutzte in den letzten Tagen wiederholt auch die türkische Flagge als Erkennungszeichen bei der Offensive. Das türkische Außenministerium erklärte in einer Stellungnahme, man beobachte die Geschehnisse. Die Gefechte hätten eine »unerwünschte Eskalation der Spannungen in der Region« mit sich gebracht.

Heftigste Kämpfe seit 2016

Es sind die schwersten Kämpfe in der Gegend seit Jahren. Schon jetzt, zwei Tage nach dem Beginn der Offensive, handelt es sich um die größten Frontverschiebungen auf syrischem Territorium seit der Invasion der Türkei von 2019 in den Norden des Landes.

Nach UN-Angaben waren bis zum Freitagmorgen bereits 14 000 Menschen durch die Kämpfe vertrieben worden. Mit dem Eindringen der Milizen in die Stadt könnte sich die Anzahl schlagartig vergrößern. Bilder in sozialen Netzwerken zeigten Menschen sowohl in der Stadt, die vor den Kämpfen flüchten, als auch Konvois von Autos, die die Stadt in Richtung Südosten verlassen. Die direkte Verbindung in die syrische Hauptstadt Damaskus war schon gestern von den Milizen gekappt worden

Russisches Militär unterstützt syrische Armee

Als Reaktion auf die Offensive habe die syrische Armee seither mit Unterstützung russischer Kampfjets Dutzende Ziele in Idlib und im Umland von Aleppo angegriffen. Seit Mittwoch wurden nach Angaben von Menschenrechtsaktivisten bereits mindestens 255 Menschen getötet, darunter mindestens 24 Zivilisten. Russland, das seit 2015 die Regierung von Assad im Krieg in Syrien unterstützt, sprach von einem Angriff auf die Souveränität Syriens. Mit Agenturen.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -