Berlin: Polizei raus ausm Nacken

Kniefixierungen im Nacken sollten verboten werden, findet Jule Meier

Die Aktivist*innen der Kampagne »Polizei im Nacken« beobachten Kniefixierungen im Nacken häufig auf propalästinensischen Demonstrationen.
Die Aktivist*innen der Kampagne »Polizei im Nacken« beobachten Kniefixierungen im Nacken häufig auf propalästinensischen Demonstrationen.

Der durchschnittliche Polizist und die durchschnittliche Polizistin in Berlin ist nicht allein im Einsatz. Er oder sie sind mit den Kolleg*innen im Dienst und haben in der Regel eine Pistole, einen Schlagstock, ein Pfefferspray, Handschellen und Schutzweste dabei – vorbereitet, um jeglicher Gewalt von außen entgegentreten zu können.

Nicht selten zeigt sich jene Gewalt von außen im unbewaffneten und einzelnen Menschen. Manch eine*r von ihnen mag sich in einem Ausnahmezustand befinden, der ihn aggressiv wirken lässt oder schwer zu kontrollieren macht. Ob nun im Ausnahmezustand oder nicht: Warum muss überhaupt irgendeine*r der voll ausgerüsteten Beamt*innen einer unbewaffneten Person das Knie auf den Nacken pressen, Gliedmaßen fesseln und damit das Atmen für die betroffene Person erschweren?

Ein Schmerzensgeld für Zefanias M., der eine Kniefixierung im Nacken mit Ohnmacht überlebte, kann nicht dafür entschädigen, was er in jener Novembernacht 2019 am U-Bahnhof Hermannstraße erlebte. Es könnte aber ein erster Schritt in Richtung eines Verbots von Kniefixierungen im Nacken sein. Kläger Zefanias M. und sein Anwalt betonen, dass sie die einzelnen Beamt*innen nicht verklagen wollen, sondern gegen das Land Berlin klagen, um auf das strukturelle Problem aufmerksam zu machen: Kniefixierungen sind Praxis der Polizei, wenngleich sie nicht Teil der Polizeiausbildung sind. Solange sie straffrei bleiben, werden sie Anwendung finden. Solange sie angewandt werden, besteht weiterhin die Gefahr, dass Menschen durch die Maßnahme sterben. Dabei ist es mehr als fragwürdig, in welchem Verhältnis die angewandte Gewalt zum Zweck steht.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.