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Mission Direktmandat
Die Berliner Linke hat sich auf fast alle Direktkandidaten zur Bundestagswahl geeinigt
Die vorgezogene Bundestagswahl im Februar rückt immer näher. Während die Listenplätze der Berliner Linken erst Ende Dezember besetzt werden, stellen die Bezirksverbänder der Partei der Reihe nach ihre Direktkandidat*innen für die zwölf Wahlkreise in der Haupstadt auf.
Die größten Chancen hat die Partei in drei Ostberliner Wahlbezirken. Für den Wahlkreis Marzahn-Hellersdorf tritt Katalin Gennburg an. Sie sitzt seit 2016 im Abgeordnetenhaus, wo sie aktuell für die Linksfraktion als Sprecherin für Stadtentwicklung, Wohnen und Bauen sowie Umwelt- und Klimaschutz fungiert. Sie tritt in die Fußstapfen von Petra Pau, die nicht mehr für den Bundestag kandidiert. Der Wahlkreis war lange Zeit fest in der Hand der Linken. Bei der letzten Wahl 2021 allerdings musste sich Pau dem CDU-Kandidaten Mario Czaja geschlagen geben. Katalin Gennburg gibt sich jetzt kämpferisch. »Als Kind des Ostens – ›aus der Platte für die Platte‹ – steht meine Kandidatur für eine politische Kampfansage: für bezahlbare Mieten in der Großsiedlung und gegen Grundsteuer-Abzocke in den Einfamilienhäusern in den Siedlungsgebieten«, erklärt sie.
Der wohl bekannteste unter den Direktkandidat*innen ist der Rechtsanwalt Gregor Gysi, der in Treptow-Köpenick antritt. Diesen Wahlkreis hat er mehrfach gewonnen, so auch im Jahr 2021. Gysi ist mit Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow, der es in Erfurt schaffen soll, und Dietmar Bartsch, der es in Rostock probiert, Teil der »Mission Silberlocke«. Diese drei Ü60-Politiker sollen ihre Wahlkreise gewinnen und der Partei den Weg in den Bundestag ebnen, auch falls sie an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern sollte.
Die Parteivorsitzende Ines Schwerdtner ist Kandidatin in Lichtenberg. Sie folgt damit Gesine Lötzsch, die seit 2017 stellvertretende Fraktionsvorsitzende ist. Lötzsch hatt seit 2002 sechs Mal ihren Wahlkreis gewonnen, tritt aber zu dieser Wahl nicht erneut an. Schwerdtner selbst sagt: »Ich bin motiviert und blicke mit großer Vorfreude und Zuversicht auf den Winterwahlkampf.« Das Motto »Streiten für den Osten« werde ihre Arbeit hier prägen. »Wir sehen uns morgens an den Bahnhöfen, an den Haustüren und auf der Straße«, kündigt die 35-Jährige an.
In zwei weiteren Ost-Wahlkreisen dürfte die Linke schon weniger Chancen auf ein Direktmandat haben. Im Wahlkreis Pankow tritt der Berliner Landesvorsitzende Maximilian Schirmer an. Pascal Meiser ist der Direktkanditat für den traditionell von den Grünen dominierten Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg/Prenzlauer Berg Ost. Meiser war von 2017 bis Anfang 2024 Bundestagsabgeordneter und gewerkschaftspolitischer Sprecher der Linksfraktion. Die Krankenschwester in der Notaufnahme Stella Merendino tritt als Direktkandidatin im Wahlkreis Mitte an. »Als echte Arbeiterin hab ich Bock aufs Parlament«, erklärt sie.
Im Westteil der Stadt stehen die Chancen der Partei eher schlecht. Aber auch hier stellt sie Direktkandidat*innen auf. Für den Wahlkreis Spandau/Charlottenburg-Nord tritt Ulrich Riedel als Bundestagskandidat an. Als Planer und Bausachverständiger habe er seine Expertise in den Bereichen Stadtentwicklung und Verkehrspolitik.
Niklas Schenker kandidiert in Charlottenburg-Wilmersdorf. Er gehört seit 2021 zur Linksfraktion im Berliner Abgeordnetenhauses und ist ihr Sprecher für Wohnen, Mieten, öffentlicher Wohnungsbau, Rad- und Fußverkehr sowie Clubkultur. Im Wahlkreis Steglitz-Zehlendorf tritt Marcus Otto an. Für ihn stehe der Klimaschutz ganz oben auf der Agenda, so Otto. Direktkandidat für Tempelhof-Schöneberg ist der stellvertretende Bezirksvorsitzende Stanislav Jurk.
Der einzige Bewerber für eine Linke-Kandidatur in der SPD-Hochburg Neukölln ist aktuell Ferat Koçak. Derzeit ist er Sprecher für antifaschistische Politik, Flucht- und Klimapolitik der Linksfraktion im Abgeordnetenhaus. Die Nominierung soll am 9. Dezember erfolgen. In Reinickendorf wird erst zwei Tage später entschieden.
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