- Politik
- Kanada
Chrystia Freeland: Ex-Ministerin für alles
Kanadas Finanzministerin Chrystia Freeland wirft das Handtuch
In Kanada hat Finanzministerin Chrystia Freeland, am Montag ihren Rücktritt erklärt. »Nach reiflicher Überlegung bin ich zu dem Schluss gekommen, dass der einzig ehrliche und gangbare Weg für mich darin besteht, aus dem Kabinett auszuscheiden«, erläuterte die 56-Jährige in einem auf X veröffentlichten Brief an Premier Justin Trudeau.
Freeland kennt den Umgang mit Medien. Lange arbeitete die Slawistin für Zeitungen wie »Financial Times« und »The Globe and Mail«. 2013 ging sie in die Politik und errang bei Wahlen jeweils Direktmandate für die Liberale Partei. Trudeau machte Freeland zur Ministerin für Handel, dann für Äußeres, für zwischenstaatliche Angelegenheiten, und 2020 übernahm sie als erste Frau das Finanzressort. Dies mit sozialem Touch: Sie legte ein nationales Kinderbetreuungsprogramm auf und machte mit Förderprojekten den Wohnungskauf erschwinglicher.
Jetzt aber kam es zum Bruch mit Trudeau wegen dessen Vorhaben temporärer Steuersenkungen. Das Land müsse laut Freeland auf »teure politische Spielereien verzichten, die die Kanadier daran zweifeln lassen, ob wir uns des Ernstes der Lage bewusst sind«. Die von Donald Trump angedrohten Einfuhrzölle auf kanadische Produkte könnten das Land hart treffen, denn drei Viertel aller Ausfuhren gehen in die USA.
Ausgerechnet jetzt verliert Trudeau seine Stellvertreterin und eine enge Vertraute. Die »Ministerin für alles«, wie Medien Freeland nennen, ließ sich diesmal nicht auf einen anderen Posten versetzen. Ihr Nachfolger ist nicht zu beneiden: Der muss jetzt im Parlament einen Bericht vorstellen, der ein größeres Haushaltsdefizit ausweist als bisher angenommen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.