Ermittler finden Schleifspur am Meeresboden der Ostsee

Litauens Regierungschef warnt vor höheren Energiepreisen durch beschädigte Stromkabel

  • Lesedauer: 2 Min.
Finnische Behörden verdächtigen den Öltanker »Eagle S«, die Stromverbindung zwischen Finnland und Estland gestört zu haben.
Finnische Behörden verdächtigen den Öltanker »Eagle S«, die Stromverbindung zwischen Finnland und Estland gestört zu haben.

Helsinki. Nach der mutmaßlichen Sabotage an einem Unterwasserkabel in der Ostsee haben finnische Ermittler eine kilometerlange Schleifspur am Meeresboden entdeckt. »Die Spur ist dutzende Kilometer lang«, erklärte Sami Paila von der zuständigen Ermittlungsbehörde. Sie sei »vom Anfang bis zum Ende« identifiziert worden. Die Entdeckung stützt Mutmaßungen, dass das Kabel durch einen Anker beschädigt wurde.

An dem Stromkabel Estlink 2 zwischen Finnland und Estland war am ersten Weihnachtstag ein Schaden festgestellt worden. Die finnischen Behörden vermuten, dass der Anker des vom russischen St. Petersburg aus gestarteten Öltankers »Eagle S« das am Boden der Ostsee verlaufende Kabel beschädigt hat. Finnland hatte den Tanker daher gestoppt, in finnische Gewässer eskortiert und beschlagnahmt. Die Ermittlungen laufen unter dem Verdacht der »schweren Sabotage«.

Polizeiangaben zufolge wurden am Sonntag die Ermittlungen an Bord des Tankers mit der Befragung der Besatzung wieder aufgenommen. Untersuchungen unter Wasser wurden demnach zunächst wegen schlechter Wetterbedingungen unterbrochen. Der Tanker liegt aktuell in Porvoo, rund 40 Kilometer östlich von Helsinki.

Die finnischen Ermittler vermuten, dass der verdächtige Tanker »Eagle S« zur sogenannten russischen Schattenflotte gehört, mit der Russland das vor zwei Jahren im Zuge des Ukraine-Krieges verhängte Öl-Embargo umgeht. Für die Schattenflotte nutzt Russland unter fremder Flagge fahrende Tanker, um ungeachtet der internationalen Sanktionen Rohöl und Ölprodukte zu exportieren.

Der Vorfall ereignete sich nur rund einen Monat nach der Beschädigung zweier Telekommunikationskabel in der Ostsee. In diesem Fall geriet ein chinesischer Frachter unter Verdacht.

Die baltischen und nordischen Staaten wollen die Überwachung von Schiffsbewegungen in der Ostsee nun verstärken. Die Länder arbeiten nach Angaben von Litauens Regierungschef Gintautas Paluckas an einem Aktionsplan, um den Schutz der Energieinfrastruktur sicherzustellen. Verfolgt werden soll etwa, wo Schiffe manövrieren und welche Risiken dies mit sich bringe, sagte er litauischen Medienberichten zufolge nach einer Regierungssitzung in Vilnius. Paluckas betonte, dass auch Offshore-Windparks besondere Aufmerksamkeit erforderten und die Beschädigung von Stromkabeln Volkswirtschaften aufgrund höherer Preise pro Kilowattstunde »Dutzende bis Hunderte Millionen Euro« kosten könne.

Litauen selbst wird nach der Beschädigung von Estlink 2 zusätzliche Maßnahmen zur Überwachung ergreifen, wie Energieminister Zygimantas Vaiciunas ankündigte. Die Regierung in Vilnius hatte zuvor bereits Anfang Dezember beschlossen, dass die Sicherheitsbehörden von 2025 an mehrere Objekte stärker schützen werden, die für die Energieversorgung des baltischen EU- und Nato-Landes wichtig sind. Agenturen/nd

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