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Der Autoangriff von New Orleans: Die Leichtigkeit ist weg
New Orleans ringt nach der tödlichen Auto-Attacke auf der Bourbon Street um die Fassung
Die Bourbon Street in New Orleans steht in den USA eigentlich für zügelloses Vergnügen und ausgelassenes Feiern. Doch nachdem in der Silvesternacht eine tödliche Auto-Attacke die Stadt erschütterte, ist die Stimmung im sogenannten French Quarter der Südstaaten-Stadt bei Anwohnern und Besuchern gedrückt.
Mehrere Wohnblocks des Ausgehbezirks waren nach dem Angriff gesperrt. Der Attentäter hatte in der Nacht zum Mittwoch gegen 03.15 Uhr im French Quarter mindestens 15 Menschen tot gefahren und zahlreiche weitere verletzt. Er hinterließ einen Riss im Herzen der Stadt, die als »The Big Easy« (etwa: die große Leichtigkeit) bekannt ist.
»Wir fühlen uns alle wie betäubt«, sagte Ken Williams, ein in New Orleans aufgewachsener Koch. »Alle sind schockiert von dem, was passiert ist«, erzählte der 65-Jährige, der als Nebenjob im French Quarter Süßigkeiten verkauft. Einige Menschen würden nun versuchen, »es wegzutrinken – den Schreck abzuschütteln«. Er selbst sei in der Silvesternacht gegen 01.30 Uhr nach Hause gegangen, rund 90 Minuten vor Beginn der Attacke.
Trauerstimmung in der Feierstraße
Im French Quarter wimmelt es normalerweise von Feierwütigen auf der Suche nach Livemusik und Kunstgalerien. Es ist auch der Ausgangspunkt für das ausschweifende Nachtleben der Stadt und hat sich zu einem weltbekannten Zentrum für wilde Partys entwickelt. Am Silvesterabend war es besonders voll: Zu den Feiernden gesellten sich Fans zweier College-Football-Mannschaften, die wegen eines für Mittwochabend angesetzten Spiels in der Stadt waren.
Zehntausende Fans der Universität Notre Dame im Bundesstaat Indiana und der Universität von Georgia waren wegen des Spiels in der Stadt und füllten zum Tatzeitpunkt die Straßen und Bars des Ausgehviertels. Nach den Ereignissen der Silvesternacht wurde das Spiel, der sogenannte Sugar Bowl, auf Donnerstagabend verlegt.
Außerhalb des abgesperrten Bereichs, in dem das FBI seine Ermittlungen fortführte, zogen die Bars jedoch auch am Mittwochabend Kunden an. Footballfans schlenderten durch die Straßen, ein Akkordeonspieler beschallte eine Gasse mit der für Louisiana typischen Zydeco-Musik.
Schon am 9. Februar steht das nächste Mega-Ereignis in der Stadt an: Das Finale der Football-Liga NFL, der Super Bowl, findet in diesem Jahr in New Orleans statt.
Der mutmaßliche Attentäter von New Orleans, der vom FBI als der 42-jährige US-Bürger Shamsud-Din Jabbar identifiziert wurde, stammte aus Texas und war dort offenbar als Immobilienmakler tätig. Früher war er Soldat der US-Armee, in der er jahrelang als IT-Spezialist diente. In einem vor vier Jahren auf Youtube veröffentlichten Video, in dem er seine Maklerdienste anbot, rühmte sich Jabbar selbst als »harter Verhandlungspartner«.
Verbindung zur Explosion in Las Vegas?
Unterdessen wird untersucht, ob es einen Zusammenhang mit der Explosion eines Tesla-Cybertrucks vor einem Hotel des künftigen US-Präsidenten Donald Trump in Las Vegas gibt, bei dem ein Mensch getötet worden ist. Sieben weitere Menschen seien leicht verletzt worden, teilte die Polizei der Casino-Metropole im US-Bundesstaat Nevada am Mittwoch (Ortszeit) mit. »Wir denken, dass es ein isolierter Vorfall ist«, erklärte Jeremy Schwartz vom FBI. Bei den Ermittlungen der Terrorismus-Task-Force des FBI geht es ihm zufolge um zwei Hauptziele – die Identität des an dem Vorfall Beteiligten zu bestätigen und festzustellen, »ob dies eine Terrortat war oder nicht«. Sheriff McMahill sagte, bislang gebe es keine Hinweise auf Verbindungen zu Dschihadisten wie bei dem Anschlag in New Orleans. »Es gab keine sichtbare IS-Flagge, wie es in New Orleans der Fall war.«
US-Medien zufolge gibt es Hinweise auf eine mögliche Verbindung der beiden Fahrer über die Arbeit für das US-Militär. Der Sender Denver7 berichtete unter Berufung auf Behördenquellen, die beiden Fahrer hätten auf derselben US-Militärbasis gearbeitet. Es handele sich laut den Behörden um einen potenziell wichtigen Ermittlungsstrang, berichtete der Sender NBC News. Allerdings sei völlig offen, ob sich die Zeiten überhaupt überschnitten, in denen die Männer in einem Militärgebiet – oder einem anderen Ort – tätig waren.
Die Vorfälle ereigneten sich im Abstand weniger Stunden. Sowohl der Pickup-Truck, der in die Menschenmenge in New Orleans fuhr, als auch der Tesla-Cybertruck waren über den großen US-Autovermittler Turo gemietet worden. Mit Agenturen
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