Klimaziel: Sieg außer Konkurrenz

Deutschland erfüllt die eigenen Ambitionen in puncto Klima, verfehlt aber jene der EU

  • Lesedauer: 2 Min.
Hält Deutschland die EU-Klimaziele weiterhin nicht ein, drohen Milliardenzahlungen.
Hält Deutschland die EU-Klimaziele weiterhin nicht ein, drohen Milliardenzahlungen.

Berlin. Deutschland hat laut Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende sein selbst gestecktes Klimaziel im vergangenen Jahr erreicht – europäische Vorgaben aber verfehlt. Grund seien fehlende Fortschritte in den Bereichen Gebäude und Verkehr, heißt es in einem am Dienstag in Berlin veröffentlichten Bericht.

Insgesamt hat die Bundesrepublik im vergangenen Jahr demnach 656 Millionen Tonnen an CO2-Äquivalenten ausgestoßen – zur besseren Vergleichbarkeit werden andere Treibhausgase in Kohlendioxid (CO2) umgerechnet. Das sind knapp drei Prozent weniger als im Vorjahr, die Emissionen wären damit das dritte Jahr in Folge gesunken. Ähnlich niedrig seien sie zuletzt in den 50er Jahren gewesen, hieß es.

Zugleich hat Deutschland das EU-Klimaziel um zwölf Milliarden Tonnen CO2 verfehlt. »Ein zentraler Grund für den Mangel an strukturellem Klimaschutz in den Sektoren Industrie, Gebäude und Verkehr ist die Verunsicherung bei Haushalten und Unternehmen«, erklärte der Direktor von Agora Energiewende, Simon Müller. Das habe zu Zurückhaltung bei Investitionen geführt.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, seinen Ausstoß an Treibhausgasen bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 zu senken. Bis 2045 will das Land klimaneutral sein, also nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als wieder gespeichert werden können. Nach europäisch vereinbarten Vorgaben wiederum muss Deutschland seine Emissionen bis 2030 um die Hälfte senken – allerdings im Vergleich zu 2005.

»Wenn Deutschland sein europäisches Emissionsbudget bis 2030 reißt, drohen Strafzahlungen nach Brüssel.«

Simon Müller Agora Energiewende

Das Verfehlen des EU-Ziels würde die Bundesregierung voraussichtlich Milliarden kosten. »Wenn Deutschland sein europäisches Emissionsbudget bis 2030 reißt, drohen Strafzahlungen nach Brüssel«, sagte Müller. Die Bundesregierung könnte dann zwar Rechte zum CO2-Ausstoß von anderen Staaten kaufen, solle sich aber nicht auf der Erwartung ausruhen, dass andere Länder ihre Ziele erfüllen, so Müller.

Umgekehrt hatten die deutschen Einnahmen aus CO2-Verschmutzungsrechten 2024 eine Rekordhöhe erreicht, wie die Deutsche Emissionshandelsstelle am Dienstag mitteilte. Sie summierten sich auf 18,5 Milliarden Euro und lagen damit rund 100 Millionen Euro höher als 2023. Das Geld fließt vollständig in den Klima- und Transformationsfonds, aus dem Energiewende- und Klimaschutz-Maßnahmen finanziert werden. nd/Mit Agenturen

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -