• Reise
  • Hotellerie-Umfrage

Der Gast, das wohlbekannte Wesen

Lieber eine druckvolle Dusche, drapierte Handtücher – oder eine schöne Aussicht? Jede Nation stellt andere Ansprüche an ein Hotelzimmer

  • Tinga Horny
  • Lesedauer: 4 Min.
Für britische Touristen ein No-Go: Ein Roboter im Zimmerservice wie hier im Sky-Hotel in Sandton, Südafrika
Für britische Touristen ein No-Go: Ein Roboter im Zimmerservice wie hier im Sky-Hotel in Sandton, Südafrika

Wie wird der Hotelgast 2025 buchen? Und was genau erwartet er sich von einem Hotel? Dazu hat die Hotelvertriebs- und Umsatzplattform Siteminder weltweit 12 000 Reisende in den wichtigsten Tourismusmärkten befragt und Typologien der jeweiligen Gäste erstellt. Bemerkenswert: Die Studie »Changing Traveller Report 2025« zeigt, dass Hotelgäste aus Deutschland tatsächlich andere Präferenzen haben als Franzosen, Italiener, Briten, Mexikaner oder Australier. Es gibt jedoch auch weltweite Gemeinsamkeiten: Mehr als je zuvor entwickelt sich das Reiseverhalten der Generationen auseinander.

Konkret heißt das, dass mehr als die Hälfte der Gen Z (1995 bis 2010 Geborene) kein Problem damit hat, im Urlaub zu arbeiten. Bevorzugt umweltbewusst reisen zudem 90 Prozent. Bei der Gen X (Jahrgänge 1965 bis 1980) finden nur 13 Prozent Arbeiten im Urlaub okay, und auch nur knapp die Hälfte legt Wert auf ökofreundliches Reisen.

Zugleich bringen Taylor Swift, Adele und Kollegen generationsübergreifend die Weltgemeinschaft ebenfalls auf einen Nenner: Kurztrips zu Events und Konzerten boomen. 65 Prozent der Befragten geben an, dass sie durchaus zu einer Veranstaltung reisen würden. Dieser Anteil steigt bei der Gen Z, also bei den unter 30-Jährigen, auf 83 Prozent.

Was deutsche Gäste betrifft, so gehen diese meist auf Nummer sicher und gehören zweifellos zu den am besten organisierten Reisenden. Auf jeden Fall lassen sie nur wenig Zeit verstreichen, wenn sie zum Beispiel ein Konzertticket gekauft haben. Müssen sie für die Veranstaltung in eine andere Stadt reisen, dann buchen 64 Prozent ihr Hotel innerhalb einer Woche nach dem Ticketkauf. Unsere französischen Nachbarn sind da viel entspannter. Mehr als 25 Prozent der Befragten sagen, dass sie sich erst Monate nach dem Kartenkauf um die Unterkunft kümmern. Manche sogar erst in letzter Minute. Nur beim Geld gibt es Ähnlichkeiten: Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis, dann kehren Deutsche wie Franzosen gerne wieder in derselben Herberge ein.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

An Hotels schätzt ein gutes Drittel der deutschen Gäste vor allem das Spa. Noch wichtiger allerdings ist ihnen (45 Prozent), dass die Temperaturregelung im Zimmer funktioniert. Touristen aus keinem anderen Land legen so viel Wert auf eine gute Klimaanlage. Dagegen kann man keinen Reisenden aus Deutschland mit Augenwischerei beeindrucken. Schlicht albern finden vermutlich die meisten die Handtuchkunst mancher Hotels. Während ein kunstvoll gefalteter Schwan oder Elefant bei einem Drittel der chinesischen Gäste Entzücken auslöst, schätzen lediglich 7 Prozent der Deutschen diese Art von vergänglicher Deko.

Apropos Zimmer – da variieren die Vorlieben von Land zu Land und bieten Einblick in die jeweilige Lebensweise. So sind Australier offenbar Liebhaber von Power-Duschen. Denn bei 38 Prozent rangiert eine Dusche mit genügend Wasserdruck ganz oben auf der Wunschliste. Deren Qualität spielt wiederum bei Indonesiern keine Rolle. Dafür würde ein Gast aus diesem Inselstaat nicht in einem Hotelzimmer ohne Minibar einchecken (24 Prozent) oder mit zu wenigen Steckdosen (21 Prozent).

Ohne ein »Zimmer mit Aussicht« geht gar nichts bei Mexikanern. Für eindrucksvolle 61 Prozent ist das der wichtigste Faktor bei der Hotelwahl. Fast genauso viele (59 Prozent) sagen, dass ihnen haustierfreundliche Häuser wichtiger als noch in den Vorjahren sind. Ausgesprochene Komfortschläfer sind dagegen spanische Hotelgäste: 67 Prozent geben an, dass Kissen und Bettzeug zu den drei wichtigsten Ausstattungsmerkmalen eines Zimmers gehören.

Das Thema Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) ist in diesen Zeiten unumgänglich. Eine Servicebranche wie die Hotellerie ist geradezu gemacht für den Einsatz feinster Tech-Rationalisierung und KI-trainierter Hotlines. Doch wie finden das die Gäste? Grundsätzlich scheinen die Bürger asiatischer Staaten weniger Berührungsängste mit den Vorteilen der Digitalisierung zu haben. So haben nur 2 Prozent der befragten Indonesier etwas gegen den Einsatz von KI bei der Reiseplanung und während des Aufenthalts. Noch weniger Vorbehalte haben nur Thailänder.

Das ist ganz anders bei Kanadiern, die am liebsten den KI-Einsatz ganz umgehen würden und mit ihrer Abneigung gegen neue Technik knapp vor den australischen und deutschen Reisenden liegen. Aber auch Italiener sind nicht begeistert. Lediglich 5 Prozent würden es begrüßen, wenn KI alle wichtigen Hotelaufgaben übernähme. Auch Roboter im Servicebereich sind nicht gerade willkommen. So lehnen es 42 Prozent der Briten ab, dass eine Maschine die Funktion eines Barkeepers übernimmt. Nur Deutsche (53 Prozent) und Australier (43 Prozent) fänden das noch schrecklicher.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.