- Politik
- 10. Kobanê-Jahrestag
Kurdischer Aktivist in Kiel mit Messer angegriffen
Täter stellt sich nach Anruf durch Polizei
Ein kurdischer Aktivist ist am Samstag in Kiel mit einem Messer niedergestochen und schwer, laut Polizei aber nicht lebensgefährlich verletzt worden. Darüber berichtete unter anderem der kurdische Mediendienst »ANF Deutsch«. Der Übergriff ereignete sich demnach am Rande einer Kundgebung zum 10. Jahrestag der Befreiung von Kobanê in der Kieler Innenstadt. Der Zustand des 28-jährigen Geschädigten, der in der Bauchgegend getroffen worden sein soll, ist stabil, er befindet sich laut Polizei weiterhin in einem Krankenhaus.
Der 25-jährige Tatverdächtige soll Syrer und offenbar Sympathisant der Terrormiliz »Islamischer Staat« (IS), schreibt »ANF Deutsch«. Die Polizei bestätigte dies zunächst nicht. Beamt*innen hätten Hinweise zu dessen Aufenthalt ermitteln können, »nach telefonischer Kontaktaufnahme« habe er sich bei einer Polizeistation gestellt. Er sei in Gewahrsam gekommen und nach Beendigung der polizeilichen Maßnahmen entlassen worden. Der Mann wird der gefährlichen Körperverletzung verdächtigt.
Die Polizei hatte in Tatortnähe außerdem einen 29-Jährigen festgenommen, der an der Tat beteiligt gewesen sein soll. Er kam jedoch ebenfalls wieder auf freien Fuß, da Ermittlungen ergeben hätten, dass es sich nicht um den Täter gehandelt hat. Weitere Ermittlungen zum Tatgeschehen dauern an.
Der kurdische Mediendienst nennt auch den Namen des Opfers der Gewalttat. Dieser sei ein in der Region Viranşehir geborener Kurde, der 2022 nach Deutschland flüchtete.
Der Vorfall ereignete sich am frühen Samstagnachmittag in der Kieler Innenstadt am Rande einer Kundgebung anlässlich des zehnten Jahrestags der Befreiung von Kobanê. Am 26. Januar 2015 war die Stadt in Nordsyrien nach einem opferreichen und 134 Tage währenden Kampf durch kurdische Truppen vom IS befreit worden.
Kurz vor Beginn soll es zu »Anpöbelungen« der Teilnehmenden der Veranstaltung durch zwei Personen gekommen sein. Sie hätten sich zugunsten des IS geäußert, so die Darstellung eines Mitglieds des Demokratischen Gesellschaftszentrums der Kurdinnen und Kurden. Daraus sei im weiteren Verlauf eine verbale Auseinandersetzung entstanden. Der mutmaßliche Täter habe plötzlich ein Messer gezückt und »kräftig auf A. eingestochen«. Dann seien er und sein Begleiter vom Tatort geflüchtet.
Der zweite Verdächtige soll von einer Gruppe kurdischer Aktivist*innen, die ihm hinterhergelaufen waren, der Polizei übergeben worden sein. Die rückte offenbar mit einem Großaufgebot an, sperrte den Tatort weiträumig ab und suchte nach der Tatwaffe.
Am Sonntag äußerte sich die Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland zu der Tat in Kiel. Der Vorfall sei »Teil einer international vernetzten Bedrohung«, da die Türkei seit Wochen gemeinsam mit dschihadistischen Gruppen die demokratische Selbstverwaltung Nordostsyriens angreift. Dies trage zum Wiedererstarken des IS bei. Der Verein fordert deshalb eine gründliche Aufklärung des Angriffs »auch im Kontext eines möglichen Türkei-Bezugs«. Demonstrationen, »insbesondere von bedrohten Communities wie der kurdischen«, müssten besser geschützt werden. Deutschland und die EU dürften ihre Verantwortung im Kampf gegen islamistischen Extremismus nicht vernachlässigen. Die Anerkennung der demokratischen Selbstverwaltung Nordostsyriens sei unabdingbar, so der der Dachverband. Mit Agenturen
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.