Wilhelm-Pieck-Schule jetzt Pflegefachzentrum

Denkmalschutzbilanz: Gubens Bürgermeister Fred Mahro ist »stolz wie Bolle«

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 4 Min.
Das Wilhelm-Pieck-Denkmal in Guben bleibt stehen.
Das Wilhelm-Pieck-Denkmal in Guben bleibt stehen.

Die Bilanz des Denkmalschutzes in Brandenburg ist 35 Jahre nach der Wende eine achtbare. Am Mittwoch wurde in der Potsdamer Staatskanzlei Bilanz gezogen. Um dort ein besonders gelungenes Beispiel vorzustellen, war der Bürgermeister von Guben (Spree-Neiße) angereist. Fred Mahro (CDU) berichtete über die Sanierung der einstigen Wilhelm-Pieck-Schule und ihren Ausbau zu einem modernen Pflegefachzentrum. Vor dem Baubeginn im Jahr 2021 sei das geräumte Haus »im wahrsten Sinne des Wortes zugewachsen« gewesen, erinnerte sich der Kommunalpolitiker. »Der Schulbetrieb endete im Jahr 2000. Seither stand das denkmalgeschützte Gebäude leer.«

Mit Fördermitteln von Bund, Land und Stadt konnte die Gubener Sozialwerke GmbH die notwendigen 27,5 Millionen Euro aufbringen. Der Komplex enthält nun Wohnungen für betreutes Wohnen, das Pflegefachzentrum, Büros für die Verwaltung, einen Friseur- und Kosmetiksalon, einen Bereich für die Tagespflege sowie ein Restaurant und Café. In der einstigen Turnhalle wurde eine Begegnungsstätte eingerichtet. »Die Büste von Wilhelm Pieck wurde wieder aufgestellt«, erklärte Mahro.

Bei der Eröffnung im vergangenen Jahr sei er »stolz wie Bolle« gewesen, verkündete das Stadtoberhaupt. Die Einwohnerzahl Gubens habe sich nach 1990 auf etwa 15 000 halbiert. Mit dem neuen Pflegezentrum sei die Aufwertung eines ganzen Stadtteils einhergegangen, der »ein Stück weit Aufbruch« ausstrahle. Das »Tal der Tränen« sei durchschritten.

Bis 1990 hatte Guben den Beinamen Wilhelm-Pieck-Stadt, denn der Kommunist und erste und einzige Präsident der DDR war einst in Guben zur Welt gekommen, allerdings in dem Teil der Stadt jenseits der Neiße, der heute Gubin heißt und zu Polen gehört. Mit diesem Erbe könne die Stadt mit großem zeitlichen Abstand einen anderen Umgang pflegen, als es noch Anfang der 90er Jahre möglich gewesen sei, versicherte CDU-Politiker Mahro.

Das Denkmal für Wilhelm Pieck, der 1960 starb, bleibe restauriert erhalten. Pieck selbst sei 1951 zur Einweihung der nach ihm benannten Schule gekommen, dann aber nie wieder. Der Bürgermeister nutzte die Gelegenheit, Menschen nach Guben einzuladen, die sich wissenschaftlich-fundiert mit der Persönlichkeit von Wilhelm Pieck befasst haben. In der Kommune bestehe daran ein großes Interesse.

Brandenburgs Kulturministerin Manja Schüle (SPD) gab am Mittwoch bekannt, dass im vergangenen Jahr rund 53 Millionen Euro in den Denkmalschutz geflossen seien. Sorgen bereitet ihr, dass nach Jahren der Trockenheit 80 Prozent der alten Bäume in der Gefahr schweben, abzusterben. In den historischen Schlossparks Sanssouci und Babelsberg in Potsdam sowie Branitz in Cottbus gehörten Notfällungen zum Alltag der Gärtner. Das Land hatte ein Sonderprogramm gefördert, damit Schäden erfasst und Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden.

Ob im laufenden Jahr für den Denkmalschutz Summen in ähnlicher Höhe zur Verfügung stehen werden wie im vergangenen Jahr, ließ die Ministerin mit Verweis auf die laufenden Haushaltsverhandlungen offen. Aber selbst wenn Summen in gleicher Höhe bewilligt würden, so ist wegen gestiegener Kosten für Baumaßnahmen weniger damit zu bewerkstelligen. Man könne ja mal im Restaurant vergleichen, was man heute für sein Geld bekommt und früher dafür bekommen habe, sagte Landeskonservator Thomas Drachenberg.

Zum alten Landtag auf dem Potsdamer Brauhausberg, eine alte Reichskriegsschule von 1902, aus der die Abgeordneten 2014 ausgezogen sind, sagte Drachenberg: Den Zustand durch langen Leerstand und einen Brand »bedauern wir sehr«. Durch weitere Zeitverzögerung werde die Substanz nicht besser und die Kosten würden nicht geringer. Es sei Sache von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD), »dass die Sicherung kommt«. Mit dem Zustand der rund 14 000 Denkmale im Bundesland zeigte sich Drachenberg insgesamt zufrieden. Alles in allem seien Baudenkmale hier niemals in einem besseren Zustand gewesen als sie es heute sind.

Infrastrukturminister Detlef Tabbert (BSW) wünschte sich, dass Baudenkmale in den historischen Stadtkernen den »Charme der Vergangenheit« aufleben lassen. Landeskonservator Drachenberg dagegen erläuterte, es gehe dem Denkmalschutz nicht um den Beweis, »wie schön alles früher war«.

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