- Kommentare
- Häusliche Gewalt
Gewalthilfegesetz-Kompromiss: Transrechte sind nicht verhandelbar
Anton Benz über die Einigung von CDU/CSU, SPD und Grünen zum gesetzlich verankerten Schutz von Frauen vor Gewalt
Mit allen Mitteln haben zahlreiche Organisationen und Verbände zuletzt dafür gekämpft, dass das Gewalthilfegesetz trotz Ampel-Aus noch in dieser Legislaturperiode durch den Bundestag kommt. Wirklich daran geglaubt haben die wenigsten. Nun scheint dieser unwahrscheinliche Fall doch noch einzutreten: Im Familienausschuss haben SPD, Grüne und CDU/CSU eine Einigung im Schnelldurchlauf erzielt. Passiert das Gesetz am Freitag wie erwartet den Bundestag, bedeutet das: Der Bund übernimmt dafür Verantwortung, Frauen vor Gewalt zu schützen. Erstmals. Der gesetzlich garantierte Zugang zu Schutzeinrichtungen – ein Durchbruch.
Ausgehandelt wurde der Kompromiss auf dem Rücken von trans-, inter-, und nichtbinären (TIN) Personen. Waren jene im Entwurf des grünen Familienministeriums explizit miteinbezogen, findet sich eine dahingehende Formulierung im Einigungspapier offenbar nicht mehr. Es war die Grundbedingung der Unionsfraktionen für eine Übereinkunft. Allein das spricht Bände. Nur verständlich, dass es die Freude über einen historischen Fortschritt trübt, denn gerade TIN-Personen sind in einem besonderen Ausmaß von Gewalt betroffen.
Fraglich allerdings, ob das Kalkül der CDU/CSU aufgeht: Transfrauen pauschal den Zugang zu Frauenhäusern zu verwehren, wäre diskriminierend und würde mindestens gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz verstoßen. Denn auch wenn es in dem geänderten Entwurf nicht mehr explizit steht, gilt: Transfrauen sind Frauen. Und das ist nicht verhandelbar.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.