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Ukraine-Krieg: Albtraum mit Drohnen
Deutsche Firma baut neuartige »Resilienzfabrik« für Auftrag aus Ukraine
Der russische Angriff auf die Ukraine hat einen bislang einmaligen Drohnenkrieg entfesselt. Kiews Ankündigung, die eigene Produktion von Quadrokoptern und Kamikazedrohnen auf eine Million Stück pro Jahr zu steigern und in ähnlicher Größenordnung Geräte aus China zu kaufen, mobilisiert verstärkt auch deutsche Hersteller.
Das Münchner KI-Unternehmen Helsing kündigt nun an, nach einem ersten Auftrag von über 4000 kleinen Kampfdrohnen weitere 6000 Einheiten seiner elektronisch angetriebenen HX-2 an die Ukraine zu liefern. Mit diesem Großauftrag, der womöglich wieder über die »Ertüchtigungsinitiative« des Bundesverteidigungsministeriums finanziert wird, steigt das mit fast 5 Milliarden Euro bewertete Start-up in die Liga der weltweit führenden Hersteller bewaffneter Drohnen auf.
Die erst Ende 2024 vorgestellte HX-2 fliegt mithilfe von Sensoren und programmierten Geodaten und kommt deshalb ohne Funkverbindung aus. Das macht die mit einem Gefechtskopf ausgerüstete Drohne resistent gegen russische Störmaßnahmen. Zudem soll es möglich sein, Hunderte HX-2 mit einer Reichweite von 100 Kilometern im Schwarm durch nur einen Soldaten zu steuern – ein nie da gewesener Albtraum für damit angegriffene Truppen.
Ein weiterer neuartiger Ansatz ist die Massenproduktion, für die Helsing in Süddeutschland eine erste »Resilienzfabrik« in Betrieb nahm. Dort sollen monatlich 1000 HX-2 produziert werden. Die Idee kommt dem deutschen Verteidigungsministerium entgegen: Weil auch die Bundeswehr von der rasanten Entwicklung bewaffneter und unbewaffneter Drohnen überfordert ist, werden keine riesigen Bestände für den Kriegsfall angelegt – da diese in wenigen Jahren technisch veraltet wären. Stattdessen sollen die Hersteller in Anlagen wie Helsings »Resilienzfabrik« investieren, deren Produktion für jeweils gewünschte Systeme schnell hochgefahren werden kann.
Auch der in München ansässige Konkurrent Quantum Systems verstärkt sein militärisches Engagement. Das von dem deutsch-amerikanischen Tech-Investor Peter Thiel unterstützte Unternehmen vertreibt mittelgroße Aufklärungsdrohnen und verfügt dazu über Anlagen auch in der Ukraine. 2025 verdoppelt Quantum Systems seine Produktionskapazität, kündigt der Firmengründer Florian Seibel an. Seibel will aber Helsing nicht das Geschäft mit Kampfdrohnen überlassen und gründete dazu eine weitere Firma, die ebenfalls in der Ukraine produzieren soll.
Ebenfalls nicht abseitsstehen will die niederbayerische Firma Donaustahl, die kleine Gefechtsköpfe herstellt. Die in Deutschland produzierte Munition wird in der Ukraine an beliebige Drohnen montiert und über gegnerischen Stellungen abgeworfen. Donaustahl will seine modularen Waffen auch an Nato-Staaten verkaufen und hat dazu jetzt ein Verfahren für eine dafür benötigte Lizenz gestartet.
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