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Mannheimer und Muslim
Der Taxifahrer A. Muhammad setzt ein Zeichen gegen Hass
Eines ist wohl sicher: A. Muhammad reagierte geistesgegenwärtig und verhinderte Schlimmeres, als er am Montagmittag am Taxistand in Mannheim auf Kundschaft wartete. Der 48-Jährige sah den Amokfahrer Alexander S. mit seinem Kleinwagen durch die Fußgängerzone rasen und nahm spontan die Verfolgung auf. In einer Sackgasse gelang es ihm, den Wagen zu blockieren. Ohne sein Eingreifen hätte der Anschlag womöglich mehr als zwei Tote gefordert.
Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) lud Muhammad daraufhin ins Rathaus ein, und der Taxifahrer hat überlegen müssen, ob er an die Öffentlichkeit gehen sollte, doch dann sagte er Bemerkenswertes: »Ich bin kein Held, ich bin Muslim.« Muhammad wurde in Pakistan geboren, ist aber schon lange Mannheimer und Mitglied der Ahmadiyya-Gemeinde. Seine Religion lege es ihm nahe, anderen zu helfen und sich für die Schwachen einzusetzen, erzählte er. Somit habe er ganz im Sinne des Koran gehandelt, wo geschrieben steht: »Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Menschheit.«
Amadiyya-Gemeinden werden immer wieder von rechten Islamkritikern angefeindet, gegen geplante Moscheen in Berlin-Heinersdorf oder Erfurt gab es teils auch aggressive Proteste. Angst vor Rechtsextremisten hat auch der Taxifahrer Muhammad, deshalb wollte er vor den Medien auch nicht seinen vollständigen Namen nennen. Schließlich gebe es Hinweise darauf, dass der mutmaßliche Fahrer des Anschlagwagens, Alexander S., Verbindungen in die rechte Szene hatte.
Muhammad habe sich aber entschieden, sein Gesicht zu zeigen und ein Zeichen zu setzen gegen »Hass und Spaltung in der Gesellschaft«, erklärte sein Rechtsanwalt. Zivilcourage sei nämlich keine Frage der Herkunft, auch keine Frage der Religion.
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