- Wirtschaft und Umwelt
- Trumps Zollpolitik
Auf Kollisionskurs mit der Autobranche
»America First« trifft exportabhängige Länder und wird für höhere Preise in den USA sorgen
»Am 2. April treten sie in Kraft, ab dem 3. wird kassiert« – US-Präsident Donald Trump will sehr zeitnah Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent auf alle Autos erheben, die nicht in den Vereinigten Staaten gefertigt werden. Für den Import von Einzelteilen sollen die Zölle – nach einer Schonfrist von bis zu einem Monat – ebenfalls gelten, hieß es am Donnerstag im Weißen Haus. Trump taxiert die Zolleinnahmen auf 100 Milliarden Dollar.
Deutsche Autobauer werden dadurch Probleme bekommen. BMW, Mercedes und Volkswagen sind extrem exportabhängig. Im Jahr 2024 liefen nach Angaben des Automobilverbandes VDA insgesamt 4,1 Millionen Pkw von den Bändern. Rund 3,2 Millionen davon werden jedoch an Kunden in aller Welt geliefert – jedes Zehnte in die USA. Außerhalb Deutschlands produzieren die Konzerne sogar noch einmal doppelt so viele Wagen.
Hiesige Hersteller haben längst große Produktionsstätten in den USA. 2024 wurden dort 844 000 Fahrzeuge produziert, wovon rund die Hälfte in alle Welt exportiert wurde. Im Bundesstaat South Carolina liegt eines der größten Produktionswerke von BMW. Mercedes fertigt seine SUVs in Alabama. Volkswagen betreibt eine »Mega-Factory« in Chattanooga (Tennessee) und hat seit Anfang 2024 seine Investitionen im US-Markt hochgefahren.
Besonders attraktiv erschien deutschen wie auch US-amerikanischen Auto-Managern bis zur Trump-Wahl Mexiko dank niedriger Löhne, hoher Subventionen und einem direkten Zugang zum riesigen US-Markt. Schließlich existierten schon lange Freihandelsabkommen zwischen beiden Staaten. Ähnlich wie in den USA zogen Audi & Co. ihre Zulieferer mit. ZF Friedrichshafen eröffnete erst 2024 einen weiteren Fabrikkomplex und beschäftigt nun etwa 25 000 Mexikaner. Weitere Zulieferer wie Continental, Bosch und Thyssen-Krupp sind stark vertreten.
»Wir werden uns einen Teil des Geldes zurückholen, das uns genommen wurde.«
Donald Trump
Die neuen Zölle der USA treffen Deutschlands Autoindustrie in einer Zeit von bereits schlechten Nachrichten. In China, dem wichtigsten Auslandsmarkt, verlieren sie vor allem bei E-Autos dramatisch an Marktanteilen. Hierzulande werden in der Branche direkt 770 000 Menschen beschäftigt. Mit einem durchschnittlichen Bruttojahresgehalt von 80 000 Euro.
Trumps Ankündigung hat daher heftige Kritik ausgelöst. Der VDA bezeichnete die Zölle »als fatales Signal für den freien und regelbasierten Handel«. Der geschäftsführende Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sagte, »es muss klar sein, dass wir gegenüber den USA nicht klein beigeben werden«. Derweil heißt es aus Brüssel, man werde weiter nach einer Verhandlungslösung suchen.
Auf regionale Betroffenheiten weist der Ökonom Rudolf Hickel hin. So betreibt Bremen den größten Autoumschlaghafen Europas. Kraftfahrzeuge und Bauteile stehen für 72,5 Prozent aller Exporte der Seestadt an der Weser in die USA. Ähnlich abhängig von Autoexporten in die USA sind das Saarland und Sachsen.
Bereits zu Trumps Amtsantritt hatte die Rosa-Luxemburg-Stiftung festgestellt, dass Globalisierungskritik – eigentlich eine linke Domäne – zum rechten »Heimatschutz« mutiere. Schließlich gehe es im Kern darum, die Profite der US-Konzerne gegenüber der ausländischen Konkurrenz abzusichern. Sogar auf Kosten amerikanischer Verbraucher, die mit steigenden Preisen zu rechnen hätten.
Wirtschaftsforscher erwarten, dass ausländische Autokonzerne die Zölle an die Verbraucher weitergeben werden. Zudem würden inländische Autobauer wie Ford oder General Motors dies nutzen, um ihrerseits Preise anzuheben. Zumal auch deren Kosten steigen dürften, da sie für ihre Endfertigung auf Lieferungen aus Mexiko, Europa und Asien angewiesen sind. Trump will steigende Preise durch Gutschriften für Autokäufer neutralisieren, finanziert aus den Zolleinnahmen.
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Auto-Zölle sind dabei nur ein Vorgeschmack auf weitere Abgaben, die Trump in der kommenden Woche vorstellen will. Der US-Präsident hatte sich immer wieder verärgert über protektionistische Maßnahmen der Europäischen Union gezeigt. Während die USA auf Autos aus der EU bislang nur 2,5 Prozent Zoll erheben, verlangt die EU zehn Prozent auf US-Wagen. »Wir werden uns einen Teil des Geldes zurückholen, das uns genommen wurde«, argumentiert Trump, der sämtliche Handelsdefizite mit China, der Europäischen Union und anderen Ländern abbauen will. Selbst mit dem kleinen Irland liegt Trump im Clinch.
Der Präsident erwartet, dass die Autoindustrie wegen der Zölle wieder vermehrt in den USA produzieren werde. Und tönt in Trump-Manier: »Ich denke, unsere Automobilbranche wird florieren wie noch nie zuvor.«
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