Trümmerlandschaft

Schwere Verwüstungen durch ein verheerendes Erdbeben in Südostasien. Such- und Bergungsarbeiten halten an.

  • Lesedauer: 4 Min.
Menschen stehen vor einem beschädigten Gebäude in Mandalay.
Menschen stehen vor einem beschädigten Gebäude in Mandalay.

Mandalay/Bangkok. Nach dem verheerenden Erdbeben in Südostasien Rettungskräfte bleibt die Lage im Bürgerkriegsland Myanmar unübersichtlich. Zuletzt sprach das Staatsfernsehen von rund 1700 Toten und etwa 3400 Verletzten. 300 Menschen wurden noch vermisst, die Such- und Bergungsarbeiten halten an.

Experten befürchten, dass in Myanmar weit mehr Menschen ums Leben gekommen sein könnten. Wie auf Fotos zu sehen ist, sind etliche Häuser in sich zusammengebrochen und Brücken eingestürzt. Ein Krankenhaus im Bundesstaat Shan wurde völlig zerstört. In der Hauptstadt Naypyidaw stürzte der Flugverkehrskontrollturm auf dem internationalen Flughafen ein. Dabei kamen mindestens sechs Menschen ums Leben.

Die Opposition in Myanmar kündigte eine einseitige Kampfpause für die Zeit der Rettungsarbeiten an. Jegliche Angriffe würden für zwei Wochen ausgesetzt, erklärte die Nationale Einheitsregierung (NUG),die sich nach dem Militärputsch von 2021 als Alternative zur regierenden Junta gebildet hatte. Ausgenommen seien allerdings »Verteidigungshandlungen«, hieß es.

Medienberichten zufolge setzte die Militärjunta auch kurz nach den Erdstößen ihre Angriffe gegen Rebellengruppen fort. Der UN-Sonderberichterstatter für Myanmar, Tom Andrews, forderte von der Junta eine Unterbrechung aller Militäroperationen.

Hochhauseinsturz in Bangkok

In Thailands Hauptstadt Bangkok, wo das starke Beben ebenfalls deutlich zu spüren war, erhöhte sich die Zahl der Toten laut offiziellen Angaben auf mindestens 17. Weitere 83 Menschen gelten dort als vermisst. Intensiv suchten Rettungskräfte in Bangkok vor allem im Schuttberg eines Hochhauses, das sich noch im Bau befand, als es bei der Erdbebenkatastrophe vom Freitag einstürzte. Die Bergungsteams vermuten in den Trümmern weitere Verschüttete. Zehn Tote wurden allein dort bereits bestätigt.

Die Behörden des Landes versuchen unterdessen, den Touristen und erwarteten Urlaubern wieder ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Zudem kehrten laut Flughafenbetreiber sechs internationale Airports – darunter in Bangkok und auf der beliebten Urlaubsinsel Phuket – nach den erdbebenbedingten Überprüfungen wieder in den Normalbetrieb zurück.

Menschen stehen in der Nähe der Baustelle eines eingestürzten Hochhauses in Bangkok, Thailand.
Menschen stehen in der Nähe der Baustelle eines eingestürzten Hochhauses in Bangkok, Thailand.

Die schweren Erdstöße mit Epizentrum in Myanmar am Freitag waren über die Grenzen des Landes hinaus spürbar. Das kräftigste Beben ereignete sich nahe Mandalay, der zweitgrößten Stadt Myanmars, mit einer Stärke von 7,7. Ein paar Minuten später folgte etwas südlich davon ein weiteres starkes Erbeben – das Geoforschungszentrum in Potsdam (GFZ) und die US-Erdbebenwarte (USGS) meldeten hier eine Stärke von 6,5 beziehungsweise 6,7. Auch in Teilen von China und Vietnam waren die großen Beben deutlich zu spüren. Selbst zwei Tage nach dem Auftreten der Naturgewalt ereigneten sich immer noch zahlreiche Nachbeben.

In China, einem Nachbarstaat Myanmars und einer der wenigen Verbündeten des Bürgerkriegslandes, hatte das Erdbeben die südwestliche Provinz Yunnan mit am stärksten getroffen. In der Stadt Ruili, die rund 300 Kilometer vom Epizentrum in Myanmar entfernt liegt, wurden laut Staatsmedien fast 850 Häuser beschädigt. Zwei Menschen wurden dort verletzt.

Hilfe aus dem Ausland unterwegs

Besonders für das vom Bürgerkrieg geschundene Myanmar lief nach dem Beben Hilfe aus dem Ausland an. Aus Deutschland schickte der Hilfsdienst Malteser International ein Nothilfeteam in die betroffenen Gebiete. Das katholische Hilfswerk Misereor stellt 150 000 Euro Nothilfe zur Verfügung.

Geld kam auch aus China, das umgerechnet rund 12,7 Millionen Euro bereitstellt. Außerdem schickte die Kommunistische Partei Chinas ein Rettungsteam des Katastrophenschutzes mit Spezialgeräten nach Myanmar. Der Nachrichtenagentur Xinhua zufolge befreite ein chinesisches Team einen Mann in Naypyidaw nach 40 Stunden aus den Trümmern eines Krankenhauses.

Russland schickte eine Sondermaschine mit 50 Rettungskräften und einer mobilen Krankenstation an Bord nach Myanmar, wie das Zivilschutzministerium in Moskau mitteilte. Auch die thailändische Regierung teilte mit, trotz eigener Betroffenheit Spezialteams nach Myanmar geschickt zu haben. Vietnam entsandte ein Flugzeug mit Hilfsgütern wie Nahrung und Medikamenten und mehr als Hundert Rettungskräften, Ärzten und Sanitätern an Bord.

Indien, das im Westen an Myanmar grenzt, schickte per Flugzeug 15 Tonnen Hilfsmaterialien wie etwa Zelte, Decken, Generatoren und Arzneien. Begleitet wurde die Lieferung demnach von Rettungskräften und einem medizinischen Team. dpa/nd

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.