Zu viel Angst vorm bösen Wolf

Echter Dialog über echten Herdenschutz wäre notwendig

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Wolf im Wildpark Schorfheide
Ein Wolf im Wildpark Schorfheide

Rotkäppchen und der böse Wolf – das ist ein Märchen. Der Wolf kann nicht sprechen und verschlingt nicht die Großmutter. Wohl aber fallen die 58 in Brandenburg wieder heimischen Rudel über Schaf-, Ziegen- und Rinderherden her. 944 Schafe und Ziegen sowie 55 Rinder haben sie 2024 gerissen. 2016 waren es lediglich 193 Schafe und Ziegen sowie 25 Rinder.

Den Raubtieren sollen nun keineswegs wie im Märchen Steine im Magen eingenäht werden. Sie sollen abgeschossen und dazu ins Jagdrecht aufgenommen werden. Das Land Brandenburg brachte dazu im März eine Initiative in den Bundesrat ein. Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) freute sich über die dort bereits signalisierte Zustimmung anderer Länder. »Die bislang umgesetzten Herdenschutzmaßnahmen reichen nicht mehr aus«, so Mittelstädt.

Es gibt aber bereits jetzt Möglichkeiten, sogenannte Problemwölfe einzufangen und – sollten solche Versuche misslingen – im Ausnahmefall auch zu töten. Problemwölfe zeigen nicht die für ihre Art natürliche Scheu vor Menschen, sondern wagen sich in Siedlungen vor und brechen immer wieder in Herden ein.

Der Brandenburger Naturschutzbund Nabu will den Wolf weiterhin unter Artenschutz gestellt sehen. Herden sollten durch Zäune oder Hunde abgeschirmt werden. »Es ist völlig inakzeptabel, dass dies in rund 88 Prozent der Rissvorfälle im Jahr 2024 nicht der Fall war«, erklärt Nabu-Landeschef Björn Ellner. Naturschützer unterbreiteten Vorschläge, aber erhielten nach eigenen Angaben Gesprächstermine vom Agrarministerium frühestens Mitte Juli. Dann aber sei es schon zu spät, rügt Ellner. Tatsächlich sieht es nach einem Alibi-Dialog aus.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.