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Keine 007-Froschmänner
Die Kampfschwimmer der Volksmarine der DDR
James Bond betätigte sich so manches Mal als Froschmann, tauchte schwer bewaffnet ab, um irgendwo wieder aufzutauchen und die Bösen zu verjagen. Abenteuer wie 007 erlebten sie nicht, die Kampfschwimmer der Volkmarine der DDR. Ende der 50er Jahre war diese Spezialeinheit gebildet worden. Deren Existenz wurde nicht nur deshalb von der Öffentlichtkeit kaum wahrgenommen, weil sie so klein war; sie zählte selten mehr als hundert Mann. Ihre Existenz war eine Zeit lang geheim und sie kamen – zum Glück – nie zum Einsatz. Das Kampfschwimmerkommando-18 (KSK-18) existierte von 1958 bis 1990. Es sollte im Verborgenen operieren, war für Aufgaben vorgesehen, wo Technik und reguläre Einheiten scheitern würden. Es gibt, das lag in der Natur der Sache, kaum Unterlagen über diese Einheit. Und darum ist dies auch die erste Publikation über jene Eliteeinheit. Drei ehemalige Kommandeure berichten.
Der Dienst im KSK-18 war freiwillig und dauerte vier Jahre. Der Nachwuchs für die Einheit rekrutierte sich vielfach aus den Reihen der Sporttauchergruppen der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Die Kampfschwimmer mussten höchsten Ansprüchen genügen, gesund und körperlich fit sein sowie bedingungslose Einsatzbereitschaft zeigen. Sie wurden im Funken und Fallschirmspringen, als Scharfschützen, Sprengmeister und Munitionstaucher, im Fallschirmspringen und als Sanitäter ausgebildet. Neben Kraftsport standen Konditionstraining und Karate auf den Tagesplänen. Die Autoren informieren auch über Struktur und Standorte des KSK-18. Unter ihrem ersten Kommandeur, Oberleutnant Kurt Klingbeil, war die noch auf der Insel Dänholm (zwischen Stralsund und der Insel Rügen) stationiert, später zog man nach Parow und schließlich nach Kühlungsborn um.
Gesonderte Aufmerksamkeit wird der Entwicklung der technischen Ausstattung gewidmet. Die Beschaffung geeigneter Schwimm- und Taucherausrüstung sowie spezieller Waffen gestaltete sich problematisch. Es fehlten Unterwasserorientierungsmittel wie Unterwassersprechgeräte, Tiefenmesser, Kompasse, Presslufttauchgeräte etc. Die in den ersten Jahren benutzten Tauchanzüge aus DDR-Produktion waren nicht optimal, erst die – trotz der westlichen Embargopolitik beschafften – französischen und schwedischen Neopren-Anzüge genügten den Ansprüchen.
Die Eliteeinheit hatte physisch-geographische und hydrometeorologische Bedingungen an Küstenabschnitten aufzuklären und übernahm auch Seenotrettungsaufgaben. Nicht zuletzt half sie, Ostseefischern verloren gegangene Netze und vom Sturm abgetriebene Aalkörbe wiederzufinden; letztere hatten immerhin einen Wert von 40 000 Mark der DDR. Nachdem das Kommando zum 20. Jahrestag der DDR seine Geheimhaltung aufgegeben hatte, waren die Kampfschwimmer bei vielen gesellschaftlichen Veranstaltungen an der Ostseeküste gefragt. Weil nach der Wende in der DDR Bürgerrechtler der Polizei nicht trauten, mussten im Dezember 1989 Angehörige der KSK-18 die Auflösung eines Waffen- und Munitionslagers der Außenhandelsgesellschaft Imes-Import-Export GmbH in Kavelsdorf absichern; dort waren seit 1982 Waffengeschäfte vor allem mit Iran, Irak, Ägypten, Äthiopien und Libyen abgewickelt worden.
Freimütig schildern die Autoren die letzten Monate der Kampfschwimmer der DDR. Die Absicht der Bundesmarine, sie zum Wachdienst abzukommandieren, ging nicht auf; denn diese ersuchten von sich aus um Entlassung. Nach 32 Jahren, fünf Monaten und sieben Tagen wurde das KSK-18 am 31. Dezember 1990 aufgelöst. Sieben Offiziere und Fähnriche wurden noch für zwei Jahre in den Dienst des Marinesicherungsbataillons Rostock übernommen; weitere sechs Offiziere verblieben in Kühlungsborn zum Verwalten des umfangreichen Nachlasses.
Den Autoren ist ein Geschichtsbuch der besonderen Art gelungen. Sie sind übrigens, wie andere KSKler, in der Marinekameradschaft Kampfschwimmer Ost e.V. organisiert.
Horst Kerzig/Jürgen Knittel/ Kurt Schulz: Die Kampfschwimmer der Volksmarine. Verlag Das Neue Berlin. 320 S., geb., 29,90 EUR.
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