Grundkurs Geld: Ökologie ist auch für clevere Sparer ein Thema
Serie – Teil 21
Nie war es so leicht, mit gutem Gewissen Geld anzulegen. Mittlerweile können Sie in mehr als 300 Investmentfonds investieren, die ethische, soziale oder ökologische Kriterien berücksichtigen. Aber es muss nicht unbedingt ein riskanter Aktienfonds sein, nachhaltig sparen können Sie auch bei einigen alternativen Banken.
Angefangen hatte es vor vier Jahrzehnten dramatisch. Die Idee für das sogenannte ethische Investment stammt aus den USA. 1968 demonstrierten Aktionäre des Chemiekonzerns Dow Chemical gegen die Produktion von Napalm, mit dem die US-Luftwaffe Vietnam bombardierte. Viele Anleger verkauften ihre Dow-Papiere, der Aktienkurs fiel ins Bodenlose. Mit diesem Fall begann der rasante Aufstieg für Finanzprodukte, die Geld auch nach moralischen, sozialen und/oder ökologischen Kriterien anlegen. Heute ein Milliardenmarkt.
Inzwischen ist die Themenpalette auch hierzulande unüberschaubar geworden und reicht von der Unterstützung ökologischer Bauernhöfe (GLS Bank) über Grünanlagen gegen den Klimawandel (Baden-Württembergische Investmentgesellschaft, eine Tochter der Landesbank) bis zum globalen Index-Aktienfonds (Securvita). Übrigens, für diese und andere Sparanlagen ist »Öko« weit mehr als Solarstrom und Windenergie.
Auch die Renditen können stimmen, wenn man ein gewisses Risiko eingeht. Nachhaltig orientierte Investmentfonds erwirtschaften teilweise überdurchschnittliche Kursgewinne, haben die Ökonomen vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) herausgefunden; teilweise deutlich höhere Wertsteigerungen als beim MSCI, ein prominenter internationaler Index, der Kurse normaler Aktien aus zwanzig Ländern erfasst.
Die Tücke steckt auch hier im Detail. Viele grüne Fonds lehnen Industrien wie Rüstung, Erdöl oder Luftfahrt kategorisch ab, andere suchen sich ökologische Spitzenreiter selbst in »schmutzigen« Industrien wie Automobil heraus.
Und auch über einzelne Kandidaten wie Siemens lässt sich trefflich streiten: Der zweitgrößte deutsche Konzern taumelt durch einen Korruptions- und Schwarzgeldskandal, will aber anderseits zum Weltmarktführer bei der Erzeugung von Windenergie im Meer aufsteigen. Oder Total: Der französische Öl-Konzern entwickelt ebenfalls saubere Treibstoffe und hat eine Vorreiterrolle, was die Gesundheit der Mitarbeiter sowie die Sicherheit am Arbeitsplatz angeht – auch »sozial« ist nachhaltig. Wirklich tabu sind selbst Atomkraft und Gentechnik nicht für jeden Grünfonds.
Dagegen setzt ein Klassiker unter den Grünanlagen auf kleinere Firmen mit klarem Profil: »Green Effects« von Securvita bildet den Natur-Aktien-Index ab, so etwas wie die Messlatte für die Szene. Neben umfassenden sozialen und ökologischen Ausschlusskriterien lobt das Ökoinstitut die bisher (stark) überdurchschnittliche Wertentwicklung. Ein Problem bei internationalen Geldanlagen sind jedoch die Wechselkurse.
Das Problem kennen Sie aus dem Urlaub: Tausche ich das Geld noch zu Hause um oder schon am Urlaubsort? Fällt der Wechselkurs oder steigt er? Bei Geldanlagen in ausländische Aktien oder Wertpapiere besteht dieses Risiko ebenfalls. Nicht jedoch innerhalb der Euro-Zone. Kaufen Sie Anteile an einem Fonds mit ausländischen Aktien, können steigende Aktienkurse durch einen sinkenden Wechselkurs des Dollars oder des britischen Pfundes aufgefressen werden.
Wer sein Gewissen nicht mit globalen Kapitalmärkten belasten will, kann auch mit (fast) normalen Sparprodukten sein Glück machen, wie sie die altruistische GLS Bank bietet, die in Freiburg eine Filiale unterhält, oder die kommerziellere Nürnberger Umweltbank oder die genossenschaftliche Ethikbank per Telefon und Internet.
Rat und Lesevergnügen bieten Wolfgang Kessler und Antje Schneeweiß in ihrem Buch »Geld und Gewissen. Tu Gutes und verdiene daran« (12,90 Euro).
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