Schach in der Königsresidenz

Unternehmer Wolfgang Grenke hat ein Herz für Soziales

  • Lesedauer: 4 Min.
Er ist der Beweger von Baden-Baden. WOLFGANG GRENKE (57), Vorstandschef der GrenkeLeasing AG, die Computer, Kopierer und Telefonanlagen vermietet, fördert soziale Projekte und betätigt sich als Stadtentwickler, wie ND-Autor ART KOHR erfährt. Außerdem ebnete er der Ooser Schachgesellschaft (OSG) Baden-Baden den Weg an die Spitze der Schachbundesliga, dank Verpflichtungen von Superstars wie dem amtierenden Weltmeister Viswanathan Anand. Der Inder tritt im Oktober in Bonn zum WM-Duell gegen den Russen Wladimir Kramnik an.
Grenke und Anand bei Elstner im TV
Grenke und Anand bei Elstner im TV

ND: Sie sind Chef der GrenkeLeasing AG und Vizepräsident der IHK Karlsruhe, kümmern sich u. a. um Sucht- und Präventionsmedizin und sponsern den lokalen Schachverein. Kommen Sie überhaupt noch zum Schlafen?
GRENKE: Der Job geht natürlich vor. Abgesehen davon hilft mir meine Frau, die verschiedenen Aufgaben zu bewältigen, sie ist in viele Aktionen direkt involviert.

Sie sind ein Vorbild, nachdem unlängst sogar der Bundespräsident die Leistungsträger der Nation zu mehr sozialem Engagement ermahnt hat.
So hoch möchte ich gar nicht hängen, was ich tue. Aber ich meine, dass jeder, dem es wirtschaftlich gut geht, eine Verpflichtung hat, sein Umfeld mitzugestalten. Und entsprechend muss man sich den konkreten Problemen stellen.

Aktuelles Leuchtturmprojekt der Grenke-Stiftung in Baden-Baden ist die Umgestaltung des Kulturforums an der Lichtentaler Allee 8 (LA8). Was erwartet Besucher und Gäste zukünftig dort?
Ein neues Museum für Kunst und Technik des 19. Jahrhunderts. Außerdem bringen wir neben dem schon zuvor im LA8 ansässigen Internationalen Club, der das Pferderennen von Iffezheim veranstaltet, hier das Schachzentrum unter. Aus großen Sälen können dann Bundesligakämpfe der OSG Baden-Baden live übertragen werden.

Die Kosten und das Datum der Eröffnung?
Um die 15 Millionen Euro brutto, die Umsatzsteuer eingerechnet. Wir hoffen, dass wir im Frühjahr 2009 Einweihung feiern können.

Eine selten spektakuläre Spielstätte für einen Schachverein.
Das LA8 wird sicher eine ungewöhnliche Location. Schließlich stammt das Hauptgebäude, das wir um einen Anbau erweitern, aus dem Jahr 1820, war königliche Residenz und gehörte später zum Besitz der Rothschilds.

1996 stieg GrenkeLeasing bei Schach ein. Die OSG Baden-Baden ist das, was Bayern München in der Fußballbundesliga ist. Was kostet ein Eliteverein wie die OSG?
Zwischen 150 000 und 200 000 Euro im Jahr.

Wie rechnet sich das? Schach ist ein Spiel, das sich nur schwer vermitteln lässt.
Denken wir über Sponsoring nach, sind zwei Dinge entscheidend: Wie glaubwürdig ist das angestrebte Ziel? Passt es zum Profil meiner Firma? Die Universität Konstanz hat nachgewiesen, dass die regelmäßige Beschäftigung mit Schach die Gehirnleistung stark verbessert. Die Förderung junger Menschen ist eine zentrale Zukunftsaufgabe, deswegen haben wir uns für den Denksport Nr. 1 entschieden. Zumal Schach perfekt zugeschnitten ist auf unsere CI, die Corporate Identity. Wir sind spezialisiert auf das Leasing von EDV-Anlagen, dabei geht es ja um Datensammlung und Informationsverarbeitung, wie im Schach.

Aber am Ende müssen Sie als Kaufmann für das Geld, das Sie in eine Sache stecken, auch etwas wieder rauskriegen. Funktioniert das mit Schach?
Wenn Sie das 50. Label an Kleidung oder Wagen eines Rennsportfahrers sind, werden Sie gar nicht wahrgenommen. Obwohl das um einiges mehr kostet als das, was wir für Schach ausgeben.

Schach hat Probleme, von einer regelunkundigen Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
Man muss auf allen Ebenen aktiv sein. Anfang Juli ist Baden-Badens Frontmann Viswanathan Anand in Frank Elstners Show »Menschen der Woche« im SWR aufgetreten. Und zusätzlich fördern wir seit 2005 die Schnellschach-WM im Rahmen der Mainzer Chess Classic jährlich im August. Das Turnier findet international viel Beachtung, das rechtfertigt unseren Einstieg.

Sie setzen auf Schach in Marketing und Werbung. Andere Sponsoren resignieren, so das Börsenblatt »Der Aktionär«, das einen Start des TSV Bindlach in der Bundesliga nicht weiter finanziert.
Dass die Außendarstellung der Schachbundesliga nicht professionell genug ist, wird niemand bestreiten. Ob man deswegen das Handtuch wirft oder sich sagt, das machen wir besser, muss jeder für sich entscheiden.

Ihre Spitzenkraft, Weltmeister Viswanathan Anand, muss sich ab 14. Oktober in Bonn dem Herausforderer und Vorgänger Wladimir Kramnik stellen. Ihr Tipp?
Selbstverständlich wünsche ich mir, dass Vishy Anand seinen Titel verteidigt. Und ich glaube auch, dass er das schafft.

Setzt sich der Unternehmer, Kultur- und Schachsponsor Wolfgang Grenke selber ans Brett?
Ein Junge aus dem Nachbarhaus hatte Schach gelernt von seinem Vater, der es anschließend auch mir beibrachte, da war ich acht oder neun. Als 17-jähriger schloss ich mich einem Verein an. Aktuell spiele ich für die OSG Baden-Baden in der sechsten Mannschaft.

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