Wie ein Schulgarten aus Kindern umweltbewusste Menschen macht
In Simbabwe sichern Kinder durch Umweltschutz die Existenz ihrer Schule
Rutendo und Enock sind zwei Knirpse an der Grundschule von Ruda, einem kleinem Ort in der Nähe von Mutare in Simbabwe. Als ich zu ihnen komme, sind sie gerade mitten in einem lebhaften Gespräch mit ihrer Lehrerin, Frau Mudondo. Offenbar weigern sie sich, den Schulhof zu fegen. Der Grund? Die Leute von E-Africa hätten ihnen beigebracht, das Fegen und das üblicherweise folgende Verbrennen des Mülls entziehe dem Boden unnötig Nährstoffe und treibe damit die Erosion voran. Aufsammeln sei viel nachhaltiger, und man könne dann aus dem organischen Abfall umweltfreundlichen Dünger machen. Aus dem zusammengetragenen Plastikmüll basteln die Schüler Pflanzentöpfe oder Samenbrüter.
Die Lehrerin nimmt den Widerspruch der beiden Knaben innerlich schmunzelnd hin und lässt ihnen ihren Willen. Schon länger, so sagt sie, stellt sie einen ziemlich radikalen Wandel der ganzen Dorfgemeinschaft im Umgang mit der Umwelt fest: »Oft kommen Eltern zu mir und berichten über die Umweltsünden ihrer Mitbürger. Und dann bitten sie uns Lehrer, mehr landwirtschaftliche Themen aufzugreifen.«
Seit die Schule von Ruda auch Fächer wie Gartenbau und nachhaltige Landwirtschaft unterrichtet, versäumen die Schüler keinen Unterricht mehr. Ein weiteres Indiz für den Erfolg des Konzepts ist die gestiegene Zulassungsquote der Schüler für die Oberstufe. In den letzten drei Jahren ist diese von 34 Prozent auf 75 Prozent gestiegen. Mehrfach wurde die Schule für ihren Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung ausgezeichnet.
Treibende Kraft dieser kleinen Erfolgsgeschichte ist der Umweltklub der Schule, der aus der Partnerschaft mit E-Africa entstanden ist. Ein wichtiges Ziel der Organisation war es, an der Schule einen Schulgarten anzulegen, damit die Versorgung der Mädchen und Jungen mit Lebensmitteln eigenständig erfolgen kann. Das vermittelte Wissen hat aber nicht nur für satte Schüler, sondern auch für gesteigertes Umweltbewusstsein gesorgt.
Neben dem Anbau für den Kochtopf lehren die Leute von E-Africa noch andere nützliche Dinge. Zum Beispiel wie man aus dem Harz des Muungu-Baums natürlichen Klebstoff gewinnt, mit dem alte Bücher neu gebunden werden können. Und seit man Kompost macht, können die Erdnusssamen, die früher als Dünger verwendet wurden, auf dem Markt verkauft oder gegen Schulmaterial eingetauscht werden.
»Die Zusammenarbeit mit E-Africa und die daraus resultierende Arbeit hat unsere Schüler über das Lesen und Schreiben hinaus lebenstüchtig gemacht.« Der Lehrstoff über Gartenbau und nachhaltige Landwirtschaft hat der Schule erhebliche Einsparungen, nicht nur beim Essen, ermöglicht. Das ist um so wichtiger, als in der derzeitigen Krise in Simbabwe viele Schulen nur mit wenig staatlicher Unterstützung rechnen können.
Die sichtbaren Erfolge an der Grundschule von Ruda haben das Interesse anderer Schulen und Lehrer geweckt, die sich aufmerksam für den Ansatz interessieren. »Da lasse ich mir gerne auch mal von ABC-Schützen widersprechen«, bemerkt Frau Mudondo mit einem Lächeln.
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