38 Prozent kassiert das Pfandhaus

Kredite

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Gold hat Hochkonjunktur und das zieht zwielichtige Gestalten an. Der Ankaufspreis liegt jedoch oft erheblich unter dem realen Wert des Edelmetallanteils.

In einer norddeutschen Stadt wurde einem Kunden für einen »Eagle«, das ist eine US-amerikanische Goldmünze im Nennwert von zehn US-Dollar, nur 90 Euro geboten. Zum Glück ging der Verbraucher nicht auf dieses für ihn schlechte Geschäft ein. Ein seriöser ortsansässiger Händler bot statt 90 Euro 430 Euro.

Vorsicht sei besonders bei »fliegenden Händlern« geboten, die nur für kurze Zeit Räume anmieten und dann auch zeitlich begrenzt ihr Angebot anpreisen, mahnt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. »Wir können nur dringend davor warnen, unüberlegt, und das heißt auch uninformiert, Geschäfte zu tätigen. Dies gilt bei Käufen genauso wie bei Verkäufen – wie das Beispiel zeigt«, sagt Thomas Hagen von der Verbraucherzentrale in Kiel. Solche Goldverkäufe haben noch einen weiteren Haken: Der goldene Ehering, das geerbte Goldbesteck oder die goldene Familienkette sind unwiederbringlich verloren. Der Zentralverband der Deutschen Pfandkreditbetriebe rät deshalb: »Wer einen kurzfristigen Kredit braucht, ist im Leihhaus viel besser aufgehoben.« Das Pfand kann später wieder ausgelöst werden, und obendrein gebe es mehr Geld als bei unseriösen fliegenden Händlern. »Pfandkreditunternehmen haben kein Interesse daran, Wertgegenstände möglichst gering zu taxieren«, erklärt Verbandschef Joachim Struck. »Unser Verdienst hängt von der Höhe der gewährten Darlehen ab.«

Dazu schätzen die Pfandleiher den Marktpreis der angebotenen Gegenstände und ziehen eine Sicherheitsmarge von mindestens 20 Prozent ab. Die verbleibenden 80 Prozent können an den Kunden als Kredit ausgezahlt werden. Wenn der Leihhaus-Kunde später wieder bei Kasse ist, kann er den verpfändeten Gegenstand dann wieder abholen. Die Mehrzahl tut dies auch tatsächlich. Mehr als neun von zehn Pfändern werden von ihren Eigentümern auch wieder ausgelöst, so der Zentralverband des Deutschen Pfandkreditgewerbes. Im Regelfall geschieht dies nach etwa drei Monaten.

Doch auch die Pfandleihe hat ihren Preis. Bei der Wiederabholung des Goldbarrens, der goldenen Uhr oder eines ganz normalen Fahrrades zahlt der Verpfänder – so der Branchenbegriff für den Kunden – pro Monat Kreditlaufzeit einen Zins von einem Prozent. Umgerechnet auf ein Jahr ergibt dies einen stattlichen Zinssatz von 12 Prozent. Damit kostet der Pfandkredit allein an Zinsen schon doppelt so viel wie ein üblicher Konsumentenkredit und genau so viel wie ein gebräuchlicher Überziehungskredit vom Girokonto.

Aber selbst der Dispo ist letztlich deutlich preiswerter als die Pfandleihe. Denn der Verpfänder muss neben dem hohen Zinssatz auch noch für die Kosten des Geschäftsbetriebes bezahlen. Diese Vergütung richtet sich nach der Höhe des Darlehens. Bei einer goldenen Uhr, für die der Pfandleiher ein Darlehen von 300 Euro vergibt, werden monatlich 6,50 Euro fällig. Aufs Jahr gerechnet entspricht diese Gebühr einem Zinssatz von 26 Prozent. Zusammen mit dem regulären Zinssatz kostet eine Pfandleihe dann unterm Strich 38 Prozent pro Jahr und ist damit etwa drei Mal so teuer wie das Überziehen des Girokontos! Zudem darf der Pfandleiher noch die (meist geringen) Kosten für die Verwertung, beispielsweise auf einer Auktion, in Rechnung stellen.

Die genauen Bedingungen für die Pfandleihe, für Zinsen und Gebühren sind vom Gesetzgeber in der »Verordnung über den Geschäftsbetrieb der gewerblichen Pfandleiher« vom 1. Februar 1961 genau geregelt. Das macht es aber nicht billiger. Interessierte Verbraucher sollten sich daher die konkreten Bedingungen des jeweiligen Pfandhauses ganz genau ansehen.

HERMANNUS PFEIFFER

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