Wales will grüne Revolution
Kleines Land mit großen Ambitionen: Zukunft ohne fossile Energiequellen
Großbritanniens kleinstes Land will sich in zwanzig Jahren mit erneuerbaren Strom-Ressourcen selbst versorgen. Bis 2050 soll kein Müll mehr deponiert werden. Wenn die ehrgeizigen Pläne aufgehen, wäre Wales eines der grünsten Länder der Welt.
Wales, das Land der Schafe und Wiesen, wird von den Engländern oft belächelt. Da sind Witze über die Fußballerqualitäten oder den eigentümlichen Singsang-Akzent des Drei-Millionenvolks noch von der harmloseren Sorte. Jetzt schlägt das kleine Land an der britischen Westküste zurück. Die Waliser Regierung will beim Klimaschutz ernst machen und auf erneuerbare Ressourcen bauen. Damit zählt es zu nur drei Ländern weltweit, die nachhaltige Entwicklung rechtlich bindend machen.
»Wir wollen die Nutzung fossiler Energieressourcen um 80 bis 90 Prozent senken und damit eine gleichwertige Reduzierung von Treibhausgas erzielen«, erklärte Umweltministerin Jane Davidson. »Ab 2011 verpflichten wir uns, Kohlendioxid-Emissionen jährlich um drei Prozent zu reduzieren«. Darüber hinaus wollen die Waliser in den nächsten zwanzig Jahren mehr Elektrizität aus erneuerbaren Quellen produzieren als das Land verbraucht. Neue Meeres- und Biomasse-Kraftwerke sind geplant. Wiederverwertungsraten sollen von derzeit 36 Prozent bis 2025 auf 70 Prozent wachsen. Bis 2050 will Wales abfallfrei sein.
»Wales wird der Welt mit gutem Beispiel vorangehen«, lobte Jonathan Porrit, Vorsitzender der Kommission für nachhaltige Entwicklung. Setzt die Regierung in Cardiff das Vorhaben durch, so würde Wales zu den wenigen »One Planet« Ländern der Welt avancieren. Das heißt, dort wäre die Nutzung der Rohstoffe mit einem Planeten zu decken. Der ökologische Fußabdruck – also die Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen dauerhaft zu ermöglichen – beträgt heute 5,2 Hektar pro Person. In 25 Jahren sollen es nur noch 1,9 Hektar sein.
Massive Investitionen in erneuerbare Energien sollen die grüne Revolution ermöglichen. Allein für die Umrüstung von Wohnhäusern sollen 623 Millionen Pfund (723 Millionen Euro) bereitgestellt werden – ein Großteil der Kosten soll von den Energiekonzernen getragen werden.
Das Mutterland sieht angesichts der Waliser Ambitionen alt aus. Großbritannien hat sich im Rahmen der EU-Klimaschutzpolitik verpflichtet, 15 Prozent des Energiebedarfs bis 2020 mit erneuerbaren Ressourcen zu decken. Doch nach Angaben eines bisher unveröffentlichten Berichts lassen sich diese Pläne nicht einhalten. Bis dato schöpfen die Briten nur zwei Prozent ihres Bedarfs aus nicht-fossilen Quellen.
Der Bericht ist besonders peinlich für Premierminister Gordon Brown. Schließlich hatte der Regierungschef den Umweltschutz zur Priorität erklärt und große Investitionen für die Entwicklung nachhaltiger Technologien versprochen. Da haben die Waliser im Konkurrenzkampf mit dem großen Nachbarn mal die Nase vorn.
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