Werbung

Enkelin und Sohn auf der Tribüne

Erinnerungen an Jesse Owens und Luz Long vor dem WM-Weitsprungfinale

Jesse Owens (r.) und Longs Sohn Kai 1964 in Berlin
Jesse Owens (r.) und Longs Sohn Kai 1964 in Berlin

Wenn am heutigen Sonnabend im Berliner Olympiastadion die WM-Entscheidung im Weitsprung der Männer fällt, dürften Erinnerungen an ein großes Duell aufkommen, das sich hier vor 73 Jahren abgespielt hat. Vor allem auch deshalb, weil mit der 45-jährigen Marlene Dortch die Enkelin des ersten vierfachen Olympiasiegers in der Leichtathletikgeschichte, Jesse Owens (USA), und mit Kai Long der Sohn des deutschen Weitspringers Carl-Ludwig »Luz« Long auf der Ehrentribüne sitzen.

Die beiden Familienmitglieder wurden vom Leichtathletik-Weltverband IAAF eingeladen, um dem WM-Duell in der Weitsprunggrube beizuwohnen und schließlich die Siegerehrung mit vorzunehmen. Am Freitag hatten beide das Sportmuseum Berlin besucht, wo bis zum 31. Januar 2010 eine Sonderausstellung über Jesse Owens zu sehen ist.

Am 4. August 1936 hatten sich Owens und Long ein dramatisches Duell um den Olympiasieg geliefert. Der Weitsprung war der zweite Wettbewerb. Owens drohte schon in der Qualifikation nach zwei Fehlversuchen zu scheitern. Der Leipziger Long gab seinem Konkurrenten Hinweise für die Anlaufeinteilung, woraufhin sich Owens tatsächlich noch für den Endkampf qualifzierte und schließlich mit 8,06 m im letzten Versuch Olympiasieger wurde. Long gewann mit 7,87 m im vorletzten Sprung die Silbermedaille. Arm in Arm verließen beide das Olympiastadion.

Long war erster Gratulant, woran sich Owens so erinnerte: »Es kostete viel Mut, sich vor den Augen von Hitler mit mir anzufreunden. Man könnte alle Medaillen und Pokale, die ich habe, einschmelzen, und sie würden nicht für eine Schicht über der 24-Karat-Freundschaft, die ich in diesem Moment für Luz Long empfand, reichen. Hitler muss wahnsinnig geworden sein, als er uns umarmen sah.«

Der dunkelhäutige Owens verstarb am 31. März 1980 im Alter von 66 Jahren an Lungenkrebs. Der mehrfache deutsche Meister und Europarekordhalter Long wurde nur 30 Jahre alt und verstarb am 14. Juli 1943 nach einer Kriegsverletzung im Militärhospital auf Sizilien. Ihm zu Ehren gibt es im Münchner Olympiapark ein Luz-Long-Ufer. Die USA-Mannschaft würdigt bei den WM in Berlin Jesse Owens damit, dass sie mit dessen Initialen »JO« auf ihren Trikots startet.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.