CIA-Verhöre mit Bohrmaschine

Söldner-Firma Blackwater transportierte Terrorverdächtige in geheime Gefangenenlager

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.
Am Wochenende wurden neue Einzelheiten der CIA-Folterpraxis und der verdeckten Kooperation des Geheimdienstes mit der Söldner-Firma Blackwater bekannt. Heute muss aufgrund einer Klage der Bürgerrechtsorganisation ACLU ein – allerdings redigierter – Geheimbericht zu den Vorgängen veröffentlicht werden.

Kaum ein Tag ohne neue Enthüllungen über die rechtswidrige und menschenverachtende Praxis im sogenannten Anti-Terrorkrieg der Bush-Regierung. Wie die »Washington Post« am Sonnabend berichtete, habe die CIA nicht nur mit dem international geächteten »Waterbording«, dem simulierten Ertränken, gefoltert. Geheimdienstler hätten den mutmaßlichen Al-Qaida-Kommandeur Abdel Rahim el Nashiri auch mit einer elektrischen Bohrmaschine bedroht. Sie täuschten zudem die Hinrichtung eines Mitgefangenen vor, um Geständnisse zu erpressen. Schon 2004 hat der damalige Generalinspekteur des Dienstes in einem Geheimreport Zweifel an der »Effektivität« dieser Methoden geäußert. Trotzdem wurden sie im Rahmen eines von der Bush-Regierung erlaubten »Programms« bis 2006 fortgeführt.

Auch die Zusammenarbeit mit der inzwischen in Xe umbenannten Söldnertruppe Blackwater war intensiver als bisher bekannt. So beauftragte die CIA die Firma mit dem Transport von Terrorverdächtigen aus Guantanamo zu Verhören in geheime Gefangenenlager in Pakistan, Afghanistan und Usbekistan. Sie sollte Auftragskiller rekrutieren, um Attentate in Afghanistan zu verüben. Auf Anweisung von Vizepräsident Cheney wurde diese Operation vor dem USA-Kongress verheimlicht.

Der Aufbau der Spezialkommandos lag in der Hand des damaligen Executive Director der CIA, Alvin Bernard Krongard. Er wechselte nach seinem Ausscheiden in den Beraterstab der größten privaten Sicherheits- und Militärfirma der USA, die bisher über eine Milliarde Dollar aus Steuergeldern erhielt. Blackwater-Angehörige sind der Tötung von Zivilisten in Irak angeklagt. Sie haben im September 2007 auf dem Nissur-Platz in Bagdad ohne Grund mindestens 14 Unbewaffnete erschossen und weitere 22 verletzt.

Ex-Angestellte beschuldigten jetzt zudem Erik Prince – Milliardärssohn, christlicher Fundamentalist, ehemaliger Navy Seal und Blackwater-Gründer –, in Irak wiederholt tödliche Übergriffe von Wachmännern vertuscht und persönlich Morde angeordnet zu haben, um missliebige Zeugen zu beseitigen. In dieser Woche wird ein Bundesgericht in Alexandria (US-Bundesstaat Virginia) darüber entscheiden, ob es eine Zivilklage annimmt, die von Blackwater-Opfern angestrengt wurde.

Das Pentagon gab derweil erstmals die Namen von Häftlingen aus zwei Spezialgefängnissen in Irak und in Afghanistan an das Internationale Komitee vom Roten Kreuz weiter. IKRK-Vertreter hatten bisher keinen Zugang zum USA-Stützpunkt in Balad und zum berüchtigten Bagram-Gefängnis nördlich von Kabul. Man bemühe sich nun, dem Roten Kreuz die Namen der Gefangenen »so schnell wie möglich« zu nennen, sagte am Wochenende ein Pentagon-Sprecher der »New York Times«. Aus militärischen Gründen sei dies jedoch nicht in jedem Fall möglich.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!