Abschied der Trillerpfeife

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.

Mitten in der Wirtschaftskrise steigen die Vergütungen für niedergelassene Ärzte um reichlich eine Milliarde Euro. Wunderbar! Bessere Verdienste seien jedem gegönnt. Warum nicht dem Arzt, der hilft, wenn Schmerz und Krankheit uns zu schaffen machen? Der auf dem flachen östlichen Lande – vergessen von Kassenärztlichen Vereinigungen, Jungmedizinern und Gesundheitsministerien – unter schwierigsten Bedingungen seinen Job macht? Warum sollte es nicht diese hoch angesehene Berufsgruppe sein, die von den Wellen der Krise umspült wird wie das Südseeinselchen vom warmen Wasser der Lagune?

Vielleicht, weil die Millionen kurz nach einer Honorarreform fließen, die bereits zwei von drei Ärzten deutlich höhere Einkommen brachte. Dennoch gab es Praxisschließungen, Proteste, Rufe nach Sofort-Kasse. Das wirft nicht das beste Licht auf die Branche. Ganz abgesehen von den Bestechlichkeitsvorwürfen an Arztpraxen, die rechtswidrig Geld für Patienteneinweisungen von Kliniken annahmen. Auch die Begründung für höhere Honorare im nächsten Jahr wirkt konstruiert: Man geht davon aus, dass die Menschen kränker werden. Wieso eigentlich, wo doch die Industrie gern erklärt, dass ihre Forschung ständig bessere Therapien, Diagnostika und Arzneimittel hervorbringt? Es drängt sich wirklich der Verdacht auf, dass hier eine Wählergruppe beruhigt werden soll, die sich öffentlich gut mit der Trillerpfeife in Szene setzen kann und die nun angeblich nicht mehr protestieren wird. Übrigens werden die Honorare aus Beiträgen der Versicherten bezahlt und denen wird ja alle paar Wochen mit Zusatzbeiträgen gedroht. Jetzt gibt es dafür noch einen Grund mehr.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das beste Mittel gegen Fake-News und rechte Propaganda: Journalismus von links!

In einer Zeit, in der soziale Medien und Konzernmedien die Informationslandschaft dominieren, rechte Hassprediger und Fake-News versuchen Parallelrealitäten zu etablieren, wird unabhängiger und kritischer Journalismus immer wichtiger.

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

Vielen Dank!

Unterstützen über:
  • PayPal