Sinnloses Abschlachten
125 Finnwale vor Island getötet / Walfleisch mangels Nachfrage auf Eis
Die Jagd auf die stark gefährdeten Finnwale vor Islands Küste begann Mitte Juni. Genau 150 Exemplare der zweitgrößten Tiere der Erde durfte Kristjan Loftsson, der einzige Finnwaljäger Islands, bis zum Herbst mit seinen beiden aktiven Fangschiffen zur Strecke bringen. Die bis Mitte September – dann endet die Jagdzeit – getöteten 125 Finnwale wurden in Akranes nördlich der Hauptstadt Reykjavik verarbeitet. Ihr Fleisch und Blubber (Speck) bringen fast 3000 Tonnen auf die Waage, schätzt die internationale Wal- und Delfinschutzorganisation WDCS. Nichts davon konnte bisher nach Japan exportiert werden; alles liegt auf Eis.
Die restlichen Finnwale darf Loftsson nächstes Jahr erlegen – »und zwar auch dann, wenn die Regierung ihm keine Fangquote für 2010 mehr zuteilen wird«, sagt Arni Finnsson. Er ist der Vorsitzende von Náttúruverndarsamtök Íslands, dem Isländischen Naturschutzverband INCA.
Zumindest schwer fassbar ist das Zustandekommen der Erlaubnis, auf die sich der Isländer Loftsson mit seinem Unternehmen Hvalur hat stützen können – übrigens auch bei der diesjährigen Jagd auf mindestens 79 Zwergwale. Noch kurz vor dem Verlust seines Amtes durch den Regierungsrücktritt hatte der Fischerei- und Landwirtschaftsminister Einar K. Gudfinnsson eigenmächtig die Fangquote für Finnwale auf 150 und für Zwerg- oder Minkwale auf 100 Tiere erhöht. Im Jahr 2006, als Island den kommerziellen Walfang wieder erlaubte und somit gegen die Vorgaben der Internationalen Walfangkommission (IWC) verstieß, durften Islands Fischer lediglich neun Finn- und 30 Zwergwale erlegen – harpuniert wurden jedoch nur jeweils sieben.
Dabei ist der kommerzielle Walfang seit 1986 durch die IWC verboten – und ebenfalls der Handel mit Walprodukten. Regelmäßig jedoch verstoßen Norwegen und seit 2006 auch wieder Island gegen diese Auflagen – wie auch Japan, das ja angeblich aus wissenschaftlichen Gründen Wal fängt.
Die Walschützer von der WDCS fordern Islands Regierung auf, die kommerzielle Waljagd unverzüglich einzustellen. Die WDCS zeigt sich vor allem über die neue isländische Regierung und den neuen Fischerminister Steingrimur Sigfusson enttäuscht. »Die isländische Walfanglobby nimmt eine gesamte Nation in Geiselhaft, da die sinnlosen und international verbotenen Waltötungen dem bankrotten Inselstaat auch jegliche Verhandlungsmöglichkeit für einen EU-Beitritt nehmen«, sagt Niki Entrup von WCDS-Deutschland. Auch leide die Walbeobachtung als einer der wichtigsten Faktoren des isländischen Tourismus unter dem Image der Walfänger.
Walschützer Finnsson hält es für unerträglich, dass Kristjan Loftssons Schiffe 2009 über 17mal so viele Finnwale fangen durften wie im Jahr 2006. Das entspreche fast dem zehnfachen jährlichen Verzehr von Finnwalfleisch in Japan. Wäre es ihm gelungen, das Fleisch nach Japan auszuführen, hätte er »die Versorgung mit isländischem Finnwalfleisch in Japan sogar um den Faktor 15 gegenüber 2006 erhöht«, sagt Finnsson. Berücksichtige man das durch japanische Walfänger erbeutete Finnwalfleisch, »dürfte Japan aus Island eigentlich nur das Fleisch dreier Wale importieren«, um keinen Überschuss zu produzieren.
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