Ehrung für die »richtige Lebensführung«

In Stockholm wurden zum 30. Mal seit 1980 die Alternativen Nobelpreise verliehen

  • Roland Etzel
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Alternativen Nobelpreise werden in diesem Jahr für Leistungen beim Klimaschutz, bei der Bekämpfung von armutsbedingter Krankheit sowie für Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt vergeben. Sie gehen an Catherine Hamlin, René Ngongo und Alyn Ware. Den Ehrenpreis erhielt am Dienstag der kanadische Zoologe David Suzuki.

Die 85-jährige australische Ärztin Catherine Hamlin erhält den Right Livelihood Award – Preis für richtige Lebensführung, hierzulande bekannt als Alternativer Nobelpreis. Die Stockholmer Stiftung »Right Lively Award« will damit das aufopferungsvolle Wirken der Geburtshelferin/Gynäkologin unter den ärmsten der Armen in Äthiopien würdigen. Die aus Sydney stammende Ärztin war 1959 mit ihrem Gatten und Kollegen Reginald Hamlin für ein dreijähriges Projekt, den Ausbau einer Hebammenschule, nach Afrika gegangen. Beide blieben aber nach der Fertigstellung im Lande. Ab 1974 widmeten sich an dem von ihnen gegründeten Addis Ababa Fistula Hospital der Behandlung von geburtsbedingten Fisteln bei Frauen. Bei dieser Krankheit kommt es zu einem unkontrollierten Austritt von Exkrementen oder Urin.

Dies hat in Äthiopien für die betroffenen Frauen oft schwerwiegende soziale Folgen, da sie meist von ihren Partnern verlassen und aus ihrer sozialen Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Catherine und Reginald Hamlin, der 1993 starb, entwickelten eine Operationstechnik, die zu einer 93-prozentigen Erfolgsquote führte. Rund 20 000 Frauen konnte so geholfen werden.

René Ngongo (48) aus der Demokratischen Republik Kongo erwarb sich nach Aussage der Stiftung große Verdienste für seinen langjährigen Einsatz zum Schutz des Urwaldes und für soziale Gerechtigkeit in seiner Heimat. Er gründete 1996 die »Konzertierte Organisation der Ökologen und Naturfreunde«. Mit der Organisation habe er eine Stimme für die kongolesische Zivilgesellschaft im Kampf gegen die Waldzerstörung geschaffen, heißt es in der Begründung der Preisvergabe.

Alyn Ware wird von der Stockholmer Stiftung als »einer der weltweit effektivsten Arbeiter für den Frieden« eingestuft. Ware hat für Schulen in seinem Land Lehrpläne für Friedenserziehung entwickelt und selbst an der Umsetzung mitgearbeitet. Er war maßgeblich daran beteiligt, dass die neuseeländische Regierung das Land zur atomwaffenfreien Zone erklärte. In der UNO arbeitet der 47-jährige Pädagoge an Resolutionen zur weltweiten Ächtung und Abschaffung von Atomwaffen mit.

Der in diesem Jahr mit dem Ehrenpreis ausgezeichnete kanadische Zoologe David Suzuki erwarb sich seine Popularität als TV-Moderator. Der Abkömmling japanischer Einwanderer in dritter Generation leitet das Wissenschaftsmagazin »Die Natur der Dinge«, wo er seit 20 Jahren Aufklärungsarbeit über die Gefahren einer Klimakatastrophe betreibt. Die Stiftung spricht von einem »lebenslangen Wirken für eine von sozialer Verantwortung geprägte Wissenschaft«.

Der 73-jährige habe immer wieder sehr konkrete Vorschläge für die Eindämmung des Klimawandels vorgelegt. 1988 gründete er eine nach ihm benannte Umweltstiftung. »Suzuki hat vielleicht noch intensiver als Friedensnobelpreisträger Al Gore mit seinem berühmten Film über den Klimawandel aufgeklärt«, meint Ole von Uexküll von der Stockholmer Stiftung für die Alternativen Nobelpreise.

Diese sind, wie es der Name nahelegt, als Kritik an den traditionellen Nobelpreisen zu verstehen, mit denen überwiegend Persönlichkeiten aus der reichen westlichen Welt ausgezeichnet werden. Die Right Livelihood Awards gehen auf eine Stiftung des deutsch-schwedischen Publizisten und Philatelisten Jakob von Uexküll (65) im Jahr 1980 zurück.

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