Flüchtlingswelle in Pakistan

Großoffensive der Armee gegen Aufständische verschärft Lage

  • Lesedauer: 2 Min.
Drei Tage nach dem Beginn der Großoffensive gegen die Taliban in Pakistan haben erstmals wieder Selbstmordattentäter zugeschlagen.

Islamabad (dpa/AFP/ND). Wie die Polizei am Dienstag mitteilte, rissen die zwei Täter auf dem Gelände der Internationalen Islamischen Universität von Islamabad vier Menschen mit in den Tod, darunter zwei Studentinnen. Knapp 30 weitere Menschen seien verletzt worden. Im Stammesgebiet Süd-Waziristan setzte die Armee unterdessen ihren Vormarsch gegen die Taliban fort und tötete zwölf Extremisten.

Die Gefechte haben inzwischen auch Zehntausende Zivilisten in die Flucht getrieben. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) warnte am Dienstag erstmals vor einer humanitären Krise. »Im Moment sprechen wir noch nicht von einer Katastrophe, aber es gibt eine Notsituation, auf die wir reagieren müssen«, sagte UNHCR-Sprecherin Ariane Rummery in Islamabad. Allein in der vergangenen Woche seien 32 000 neue Flüchtlinge registriert worden. Hinzu kämen die 80 000 Menschen, die Süd-Waziristan seit Mai verlassen hätten.

Den Angaben zufolge sind die meisten Flüchtlinge bei Gastfamilien in den Nachbardistrikten Dera Ismail Khan und Tank untergekommen. Sie würden von UNHCR und anderen Hilfsorganisationen mit Lebensmitteln, Decken und Sanitärartikeln versorgt. Auffanglager gebe es bislang nicht. Das UNHCR sei jedoch darauf vorbereitet, bei steigender Anzahl der Flüchtlinge in Kooperation mit den Behörden Lager einzurichten. Insgesamt sei man auf bis zu 250 000 Menschen vorbereitet.

Die Armee hatte am Sonnabend eine neue Offensive gegen die Taliban in deren Hochburg Süd-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan begonnen. Mehr als 30 000 Soldaten sind daran beteiligt. Ihnen stehen 15 000 Aufständische gegenüber. Auslöser war eine blutige Terrorserie mit mehr als 160 Toten. Zu fast allen Anschlägen hatte sich die aus Waziristan operierende Bewegung »Tehrik-e-Taliban Pakistan« von Extremistenführer Hakimullah Mehsud bekannt. Die aktuellen Angriffe der Armee konzentrierten sich weiter auf Mehsuds Heimatstadt Kotkai.

US-Verteidigungsminister Robert Gates zeigte sich unterdessen von der pakistanischen Offensive »ermutigt«. Die jüngsten Terroranschläge hätten gezeigt, dass mit dem Problem umgegangen werden müsse, sagte Gates an Bord seiner Maschine auf dem Weg nach Tokio. »Daher unterstützen wir es sehr, was Pakistan tut.« Pakistan hatte die Armee im Frühjahr bereits auf Druck der USA in das ebenfalls im Nordwesten gelegene Swat-Tal einrücken lassen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.