Ben Ali in Tunesien wiedergewählt
Amtsinhaber erreichte fast 90 Prozent
Tunis (AFP/ND). Laut amtlichem Endergebnis erreichte der Amtsinhaber, Zine el Abidine Ben Ali, 89,62 Prozent der Stimmen. Abgeschlagen auf dem zweiten Platz landete demnach der Politiker Mohamed Bouchiha von der Partei der Volkseinheit (PUP) mit rund fünf Prozent der Stimmen, Dritter wurde Ahmed Inoubli von Unionistische Demokratische Einheit (UDU) mit knapp vier Prozent.
Ahmed Brahim von der Partei Ettajdid (Erneuerung), der als einziger ein tatsächlich oppositionelles Programm vertrat, kam den Angaben zufolge nur auf 1,57 Prozent. Brahim sagte am Montag, Tunesien benötige einen »echten demokratischen Wandel«. Knapp 90 Prozent der 5,3 Millionen Wahlberechtigten hatten am Sonntag laut Innenministerium ihre Stimme abgegeben.
Bei den Parlamentswahlen holte die seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1956 regierende RCD 161 der 214 Mandate. Sechs kleinere Parteien teilen sich die restlichen Sitze, darunter die PUP mit zwölf und die UDU mit neun Abgeordneten.
Zuletzt war der heute 73-jährige Ben Ali 2004 mit mehr als 94 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt worden. Theoretisch dürfte sein fünftes Mandat nun auch sein letztes sein, denn die 2002 vom Parlament geänderte und in einem Volksentscheid bestätigte Verfassung begrenzt das Alter des Staatschefs auf 75 Jahre. Ben Ali hatte seinen Vorgänger Habib Bourguiba, den Führer im Kampf gegen die französische Kolonialmacht, 1987 wegen »Senilität« für abgesetzt erklärt.
Menschenrechtler bemängeln Einschnitte bei Presse- und Meinungsfreiheit sowie Repressalien gegen Oppositionelle und starke staatliche Überwachung. Die Rede ist von Folter politischer Gefangener und fortgesetzter Isolationshaft. Unter dem Vorwand des Anti-Terror-Kampfs gegen islamistische Gruppen habe die Repression zum Teil sogar noch zugenommen. Als »Wall gegen den Islamismus« genießt die Ben-Ali-Regierung einen gewissen Bonus bei westlichen Demokratien.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.