Traurige Wahl
Kai Eide hat es schwer. Der Norweger, seines Zeichens UN-Sondergesandter für Afghanistan, hatte sich alle Mühe gegeben, den großflächigen Betrug in der ersten Runde der afghanischen Präsidentenwahl
herunterzuspielen. Sein Stellvertreter Peter Galbraith wurde sogar gefeuert, weil er Eides Taktik der Verharmlosung nicht decken wollte. Half aber nichts: Die »Irregularitäten« waren so zahlreich, dass sich der vermeintliche Wahlsieger Hamid Karsai schließlich mit der Herabsetzung seines Stimmenanteils von 54 auf 49,67 Prozent abfinden und in eine Stichwahl einwilligen musste. Man ahnt, welche Mühe Eide auch dafür aufgewendet hat. Dabei wollte und konnte er nicht einmal garantieren, dass die zweite Stichwahl am 7. November ehrlicher als die Abstimmung am 20. August ablaufen würde. Eben deshalb hat Karsais Rivale Abdullah Abdullah nun auf die Stichwahl verzichtet: Er fürchtet, dass die zweite Runde »noch schlimmer als die erste« wird. Eide findet das verständlicherweise »traurig«. Waren doch alle Mühen vergebens. Der Versuch der »internationalen Gemeinschaft«, dem Präsidenten Afghanistans durch Wahlen westlichen Stils Legitimität zu verschaffen, ist gescheitert. Das Einmannspektakel, das dennoch am 7.November stattfinden soll, ist sein Geld nicht wert, denn es befreit Karsai nicht vom Makel des Wahlbetrugs. Landeskenner halten eine Loja Dschirga, die traditionelle Stammesversammlung, für die einzige Rettung Afghanistans.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.