Im Visier Merkels

ZDF: Intendant hält Brender die Stange

  • Robert Luchs
  • Lesedauer: 2 Min.

Kurz vor der entscheidenden Sitzung des Verwaltungsrates hat ZDF-Intendant Markus Schächter versichert, dass er ungeachtet aller Querelen den von Unionspolitkern angefeindeten Nikolaus Brender erneut als Chefredakteur vorschlagen will. Die entscheidende Sitzung des Verwaltungsrates ist für den 27. November angesetzt. Ob der Vertrag des umstrittenen Chefredakteurs dann wirklich verlängert wird, ist weiter offen. Die »schwarze« Mehrheit des ZDF-Gremiums um den stellvertretenden Vorsitzenden, den hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch (ZDF), hatte sich bislang gegen eine erneute Wahl Brenders ausgesprochen.

Beobachter sind sich einig, dass es schon längst nicht mehr nur Nadelstiche gegen Brender sind mit der Absicht, die personelle Spitze des Senders weichzuklopfen und eine erneute Amtszeit des Chefredakteurs zu verhindern. Es gehe darum zu testen, welchen Einfluss die Politik auf das Personal der öffentlich-rechtlichen Anstalten hat. Inzwischen ist der Machtkampf um Brender längst auch zu einem Testfall für den Intendanten geworden, der mit der vorbehaltlosen Rückendeckung für seinen Chefredakteur sein Schicksal beim Sender an das von Brender knüpft. Schächter riskiert mit seinen Loyalitätsbekundungen einen offenen Bruch mit dem für ihn wichtigen Verwaltungsrat. Sollte dieser eine Vertragsverlängerung Brenders ablehnen, dann bliebe dem Intendanten nur noch der Klageweg. Am Ende könnte sich dann zeigen, wie es um die Autonomie der größten europäischen Fernsehanstalt bestellt ist. In einem Interview mit der in Mainz erscheinenden »Allgemeinen Zeitung« sagte Schächter am Wochenende, in der Öffentlichkeit sei ein falscher Eindruck entstanden: »Es gibt nicht die Möglichkeit, einen vermeintlich großen Wurf zu landen und Knall auf Fall vors Bundesverfassungsgericht zu ziehen.« Diese Frage würde vor dem Mainzer Verwaltungsgericht landen und den Instanzenweg gehen. Wer so etwas vorhabe, so Schächter, der müsse auch wissen, was es bedeute, mit den eigenen Gremien länger »im Clinch zu liegen«.

Die Chefredaktion ist nicht nur ins Visier der Union-Länderchefs, sondern auch in das des Kanzleramts geraten. Am Wahlabend hatte Brender in der »Berliner Runde« gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel gestichelt, weil sie sich geweigert hatte, außer dem TV-Duell mit Frank-Walter Steinmeier an weiteren Fernsehdiskussionen teilzunehmen. Es ist auch kein Geheimnis, dass dem Kanzleramt die Leitung des ZDF-Hauptstadtstudios schon länger ein Dorn im Auge ist. Im Sender wird spekuliert, dass Schächter an einer Kompromisslösung bastelt, um die Spannungen aus dem zugespitzten Verhältnis zum Verwaltungsrat zu nehmen.

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