Die magischen 25 Prozent
Hohe Eigenkapitalrenditen sind bei deutschen Unternehmen normal
Josef Ackermann war es, der im Herbst 2003 eine Diskussion auslöste, die noch heute politisch aktuell ist. Der Vorstandsvorsitzende kündigte damals für seine Deutsche Bank eine Zielsetzung an, die bis dahin nur einige britische und US-amerikanische Investmentbanken ins Visier genommen hatten: Ackermann wollte eine Eigenkapitalrendite vor Steuern in Höhe von 25 Prozent anstreben.
Unter Ökonomen gilt die Eigenkapitalrendite als eine wichtige, wenn nicht »die« Kennzahl, um die Profitabilität eines Unternehmens zu messen. Sie wird errechnet aus dem aktuellen Vorsteuergewinn und dem Eigenkapital des Vorjahres – je höher der Gewinn, desto höher fällt dann auch die Eigenkapitalrendite aus. Allerdings galt früher eine Rendite je nach Branche von sechs oder zwölf Prozent als ehrgeizig. Erst die Börsenbegeisterung in den späten neunziger Jahren führte zu immer höheren Zielvorgaben für die Gewinne der Unternehmen. Dies sollte den Aktienkurs stimulieren.
Lange war die Eigenkapitalrendite trotzdem nur ein Thema für Stabsabteilungen in Konzernen und einige Marxisten, die den tendenziellen Fall der Profirate ermitteln wollten. Seit jedoch Ackermann vorpreschte, ist das Thema in das Blickfeld der öffentlichen wirtschafts- und sozialpolitischen Diskussion gerückt. »Die Diskussion um die Eigenkapitalrendite lässt dabei häufig den wirtschaftlichen Kontext ein Stück weit beiseite und stellt ethische oder moralische Fragen in den Vordergrund«, kritisiert Klaus Mark, Volkswirt der staatlichen KfW-Bankengruppe. Um der Sache auf den Grund zu gehen, erarbeiteten Mark und sein Team eine Studie, die zu überraschenden Ergebnissen kommt: Auch im Mittelstand sind Superprofitraten gang und gäbe.
Vor allem in konjunkturell guten Zeiten erreichen viele Unternehmen der Realwirtschaft auch im Mittelstand eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 25 Prozent und mehr. »Damit ist diese Zielmarke weniger ambitioniert, als sie oft eingeschätzt wird«, meint Mark.
Tatsächlich konnten im vergangenen Aufschwung 2006 und 2007 sowohl die börsennotierten Großunternehmen aus DAX und MDAX als auch die Mittelständler ihre Eigenkapitalrendite kräftig steigern. Unter den nicht börsennotierten Mittelständlern erzielte mehr als die Hälfte eine Eigenkapitalrendite oberhalb von 25 Prozent, zeigt das »KfW-Mittelstandspanel«. Als »Mittelstand« bezeichnen die KfW-Forscher alle Unternehmen, die eine Bilanz erstellen und bis zu 500 Millionen Euro Umsatz im Jahr erwirtschaften.
Allerdings sollten die vorgelegten Zahlen nicht überinterpretiert werden. Gerade Unternehmen mit relativ kleiner Eigenkapitalbasis im Vergleich zu ihrer Bilanzsumme erzielen häufig eine sehr hohe Rendite, weil sie sich hoch verschulden. Die Hebelwirkung der Verschuldung kann in solchen Fällen enorm sein.
Aussagekräftiger ist daher die sogenannte Gesamtkapitalrendite. Sie setzt den Gewinn, einschließlich der Zinszahlungen an die Bank, ins Verhältnis zum gesamten Kapitaleinsatz, einschließlich der eingesetzten Kredite. Die Gesamtkapitalrendite des Mittelstands betrug im Konjunkturhoch rund 8,0 Prozent. Die Großkonzerne erwirtschafteten dagegen rund zwölf Prozent.
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