Grüner Schwung für Partnerschaften

Zusammenarbeit von Städten soll mit innovativen Projekten vorangetrieben werden

  • Kay Wagner, Brüssel
  • Lesedauer: 3 Min.
Nach anfänglichem Enthusiasmus dümpeln viele Städtepartnerschaften in Europa vor sich hin. Zwei Europaparlamentarierinnen der Grünen wollen das nun ändern.

Die Idee kam ihr beim Feiern. »Ich habe in den vergangen Monaten an mehreren Veranstaltungen zu 40 Jahren Städtepartnerschaft teilgenommen – und da haben sich mir ganz unterschiedliche Bilder geboten«, erzählt Franziska Brantner, neue EU-Abgeordnete aus Baden-Württemberg. Die 30-jährige Grünen-Politikerin beschäftigt sich in Straßburg und Brüssel zwar hauptsächlich mit der großen Weltpolitik und ist Mitglied im Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten des Europaparlaments. Die Bindung an die Heimat hat sie aber nicht verloren. Was deutlich wird an ihrem Projekt, das neuen Schwung in die Städtepartnerschaften bringen soll, die freundschaftlichen Verbindungen mit – vor allem – anderen europäischen Gemeinden, mit denen sich seit Jahrzehnten fast jede Kommune schmückt.

Oft ist da das Gleiche zu beobachten: Wurde die Partnerschaft in den ersten Jahren mit Begeisterung gelebt, war man aktiv und tauschte sich häufig aus, so dümpelt sie heute vor sich hin. Meist sind es immer noch dieselben Leute wie zu Beginn, die das größte Interesse an der Fortführung der Verbindung haben. »Junge Menschen für diese Partnerschaften zu begeistern, ist nicht ganz einfach«, berichtet Brantner im Gespräch mit ND. Doch sei es ihrer Meinung nach wichtig, das Interesse an den Städtepartnerschaften auch bei den neuen Generationen zu wecken. »Europa braucht den persönlichen Austausch der Menschen.«

Und deshalb ist sie jetzt aktiv. Gemeinsam mit einer zweiten EU-Abgeordneten aus Deutschlands Südwesten, der Parteifreundin Heide Rühle. Beiden Frauen sind gerade dabei, eine Broschüre zu erstellen, die als Werbung für aktiv gelebte Städtepartnerschaften gedacht ist. »Wir wollen darin Beispiele aufführen von innovativen Projekten, die Anregungen bieten können für andere Gemeinden«, so Brantner. Ein solches Beispiel wäre Tübingen. Dort besteht mit der französischen Partnerstadt Aix-en-Provence und der italienischen Schwesterstadt Perugia ein Solar-Dächer-Projekt, durch das die Städte ihre Bemühungen um umweltfreundliche Energiegewinnung gemeinsam voranbringen. Als anderes Beispiel nennt Brantner den Austausch von Auszubildenden, den die Stadt Weinheim bei Mannheim mit ihren Partnergemeinden betreibt.

Daneben wollen die beiden Politikerinnen einen Ideen-Wettbewerb starten, um neue Anstöße für zeitgerechte und vor allem auf junge Menschen zugeschnittene Projekte im Rahmen von Städtepartnerschaften zu sammeln. Die Sieger dieses Wettbewerbs sollen nach Brüssel eingeladen werden. »Bei der EU gibt es Geld für innovative Instrumente der Bürgerbegegnungen«, verdeutlicht Brantner die Verbindung zwischen ihrer neuen Arbeit und ihren Beobachtungen in der Heimat.

Schon im Februar soll die Broschüre zu den Städtepartnerschaften gedruckt sein. Als Leitfaden, wie man im Rahmen der Städtepartnerschaften Neues entwickeln und dafür auch EU-Gelder bekommen kann, wollen die Badenerin Brantner und die Schwäbin Rühle das Heft verstehen.

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