Nackt auf dem Flughafen

Ängste vor Flugzeugattentaten steigen, die Gewinne der Körperscanner-Hersteller ebenfalls

  • Lesedauer: 3 Min.
Von Daniel Schnettler, Eva-Maria Mester und Jan Brinkhus, dpa

Gegen Terror hilft nur Technik? Diesem Glauben hängt nicht nur eine Mehrheit der Deutschen an, wie eine Forsa-Umfrage jüngst enthüllte, sondern auch die große Politik. Der Einsatz von Körperscannern scheint deshalb nur noch eine Frage der Zeit. Einige Konzerne verdienen jetzt schon kräftig an der Angst.

Die wieder aufgeflammte Terrorangst beschert der Sicherheitsbranche milliardenschwere Geschäfte. Vor allem die Nachfrage nach den lange als zu intim verteufelten Körperscannern ist sprunghaft angestiegen. Für die gibt es weltweit nur eine Handvoll Anbieter, die meisten davon aus den USA. Doch auch in Deutschland wird an den modernen »Durchleuchtern« gewerkelt.

Die US-Flugsicherheitsbehörde orderte gleich ein paar Hundert der Apparate. In Europa sind die Niederländer Vorreiter. Am Montag bestellte der Amsterdamer Flughafen 60 Körperscanner, um speziell die Atlantikrouten besser kontrollieren zu können. Von Amsterdam aus war der verhinderte nigerianische Attentäter Umar Farouk Abdulmutallab am 1. Weihnachtstag 2009 an Bord einer Maschine nach Detroit gelangt. Er hatte beim Landeanflug versucht, den in seiner Unterhose eingenähten Sprengstoff zu zünden, was aber misslang.

Der Vorfall machte einmal mehr klar: Die heute eingesetzten Metalldetektoren für Passagiere reichen nicht. Deshalb greifen Flughäfen und Sicherheitsbehörden rund um den Globus tief in die Tasche, um nachzurüsten. Der Amsterdamer Flughafenchef schwieg sich zu den genauen Kosten aus, sprach aber von »Millionen«. Kein Wunder: Ein einzelnes Gerät kostet schnell mehr als 100 000 Euro. Ein heute verbreiteter Metalldetektor schlägt hingegen mit weniger als 10 000 Euro zu Buche. Und weltweit gilt es, zehntausende der Apparate auszutauschen, nicht nur an Flughäfen.

Besonders dick im Geschäft sind die drei US-Firmen L-3 Communications, die OSI-Tochter Rapiscan Systems sowie American Science and Engineering (ASEI). Sie alle haben einen Heimvorteil: Bereits an 19 US-Flughäfen sind die sogenannten Nacktscanner der ersten Generation in Betrieb. Verglichen mit der Gesamtzahl der Airports alleine in Nordamerika – etwa 500 – ist der Markt aber bei Weitem noch nicht ausgeschöpft.

Auch in Deutschland rückt die Einführung der Körperscanner näher. Hierzulande scheint der britische Mischkonzern Smiths die Nase vorn zu haben. Dessen Sicherheitsexperten sitzen in Wiesbaden bei der Tochterfirma Smiths Heimann. Marketing- und Strategiechef Bernhard Semling verspricht, dass seine Geräte jedes beliebige Objekt finden, das sich am Körper befindet. Egal, ob es sich um ein harmloses Mobiltelefon oder einen Behälter mit Flüssigsprengstoff handelt.

Ob das zutrifft, testet gerade die für die Sicherheit an deutschen Flughäfen zuständige Bundespolizei. Seit gut einem Jahr nehmen die Beamten an der Akademie in Lübeck verschiedene Körperscanner unter die Lupe. Voraussetzung für den Einsatz an Airports ist dabei, dass bei der Durchleuchtung die Intimsphäre der Fluggäste gewahrt wird. »Aus dem Testergebnis wird ein Anforderungsprofil für die Ausschreibung der Geräte entwickelt«, sagt die Sprecherin des zuständigen Bundespolizeipräsidiums in Potsdam, Sandra Pfeifer. Über die Zahl der anzuschaffenden Geräte und die Kosten sei noch nicht entschieden.

Bis zu einer Bestellung kann es also noch einige Zeit dauern, ganz unabhängig davon, wie lange sich die derzeit heftig tobende politische Debatte noch hinzieht. Dass die Körperscanner kommen werden, steht aber zumindest für die Börsianer schon fest: Seit Weihnachten stiegen die Aktienkurse aller vier großen Hersteller sprunghaft an.

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