Garnisonkirche bekommt DDR-Gelder

Potsdams LINKE kritisiert Millionenzuschuss

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.
Der Kreisvorstand der Potsdamer LINKEN hat die vom Land Brandenburg in Aussicht gestellten rund zwei Millionen Euro für den Wiederaufbau der Garnisonkirche kritisiert. Die Summe für das umstrittene Projekt in Potsdams Mitte stammt aus dem Vermögen der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR.

Mit einer Millionenspende will das Brandenburger Kulturministerium den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche fördern. Der Kreisvorstand Potsdam der LINKEN hat nun die kurz vor Weihnachten vom Land in Aussicht gestellten zwei Millionen Euro für das Vorhaben moniert. Vom geplanten Wiederaufbau des 1968 gesprengten Gotteshauses seien nur wenige Menschen überzeugt, hieß es. Die LINKE verwies zudem auf den Streit um die künftige Nutzung der Garnisonkirche. Die Summe für das Projekt in Potsdams historischer Mitte stammt aus dem Vermögen der ehemaligen Parteien und Massenorganisationen der DDR. Kulturministerin Martina Münch (SPD) erhofft sich von der Zahlung eine Initialzündung für weitere Spenden.

Hindenburg und Hitler

»Die LINKE ist nicht gegen den Wiederaufbau, findet aber, dass dafür sicher genügend Privatspender gefunden werden können«, teilte der Kreisvorstand mit. Ursprünglich sei beschlossen worden, dass das Vorhaben ohne öffentliche Mittel auskommen soll. Die Landesregierung müsse sich mit der Verteilung des Geldes aus dem DDR-Vermögen zugunsten der Kirche erneut befassen.

Nach Angaben des Kulturministeriums hatte schon die frühere rot-schwarze Landesregierung den Weg für die Zuwendung von rund zwei Millionen Euro frei gemacht. Die Summe könne bewilligt werden, wenn die Stiftung Garnisonkirche einen offiziellen Antrag stelle. Dies sei bislang nicht geschehen.

Die Diskussion um den Wiederaufbau des 1735 fertiggestellten Gotteshauses, das als Wahrzeichen Preußens gilt, dauert seit Jahren an. Kritiker erinnern an den »Tag von Potsdam«: Am 21. März 1933 hatte dort Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Kanzler Adolf Hitler symbolträchtig die Hand gereicht. Bei dieser Inszenierung verbanden die deutschen Faschisten die eigene Politik bewusst mit dem militaristischen Preußentum und umgekehrt. Meist vergessen wird im Rückblick, dass auch die evangelische Kirche ihren wohlwollenden Beitrag zu diesem Akt leistete, indem sie ihre Kirchenräume dafür öffnete. Der damalige Hausherr, der spätere Bischof Dibelius, verwaltete den Schlüssel zur Garnisonkirche. Und er war zu dieser Zeit noch der Auffassung, dass auf dem Werk der NSDAP der Segen Gottes ruhte.

Vielleicht war es ja vor diesem Hintergrund ein Gottesurteil, dass das berühmte Haus in einer Bombennacht im April 1945 schwer beschädigt wurde. Nach dem Krieg war zunächst durchaus nicht entschieden, wie mit der Ruine verfahren werden soll. Potsdams einstige SED-Oberbürgermeisterin Brunhilde Hanke hat erzählt, dass der Wiederaufbau der Garnisonkirche in den ersten Nachkriegsjahren Bestandteil der städtischen Entwicklungskonzeption gewesen ist. Sie selbst habe vorgehabt, den Turm rekonstruieren zu lassen, um darin eine Dauerausstellung über den Wahlsieg Karl Liebknechts 1912 im »Kaiserwahlkreis Potsdam« unterzubringen. Die Sprengung der Kirche sei dann aber von Walter Ulbricht angeordnet worden.

Streit um die Nutzung

Nach der Wende gab es mehrere Anläufe für den Wiederaufbau der Kirche, die aber alle an mangelnder Spendenlust und Uneinigkeit der Befürworter scheiterten. Nach neuesten Schätzungen liegen die Baukosten allein für den Turm jetzt bei rund 100 Millionen Euro. Einst waren 65 Millionen veranschlagt.

Seit 1990 gibt es außerdem Streit um Form und Nutzung eines eventuellen Neubaus. Die Kirche möchte das Coventry-Nagelkreuz als Zeichen der Versöhnung und des Erinnerns auf die Spitze des Turms setzen. Eine Gruppe einstiger Bundeswehroffiziere, die sich um den Wiederaufbau bemühte, wollte dagegen den historischen Preußenadler auf der Dachspitze sehen. Weil dieser Verein sich nicht durchsetzen konnte, zog er die von ihm gesammelten sechs Millionen Euro wieder zurück.

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