»Exportfähig«

Ivo Josipovic will als Präsident Kroatiens 2012 dessen Beitritt zur EU unterschreiben

  • Detlef D. Pries
  • Lesedauer: 2 Min.

Bei den Präsidentenwahlen in Kroatien habe »das Gesicht gewonnen, das sich am besten exportieren lässt«, schrieb der italienische »Corriere della Sera«. Wahlsieger Ivo Josipovic galt den Medien des eigenen Landes zwar als Langweiler, doch die Mehrzahl der Kroaten zog einen Mann mit unbeflecktem Lebenslauf seinem skandalumwitterten Rivalen Milan Bandic vor. Schließlich soll der dritte »Predsjednik« (nach Franjo Tudjman und Stjepan Mesic) die Adria-Republik möglichst im Jahre 2012 in die EU führen. Da bedarf es eines »exportfähigen« Gesichts.

Josipovic, am 28. August 1957 in Zagreb geboren, war 1980 in den Bund der Kommunisten eingetreten, er hält sich aber zugute, dessen »demokratische Transformation« gefördert und am ersten Statut der aus dem Bund hervorgegangenen Sozialdemokratischen Partei (SDP) mitgearbeitet zu haben. Was ihn nicht hinderte, der SDP 1994 den Rücken zu kehren und sich seinen Berufen zu widmen.

Josipovic hat nämlich Jura ebenso wie Musik studiert. Seine Kompositionen für verschiedene Instrumente und Orchester wurden mehrfach preisgekrönt. Nach eigenem Bekunden würde er auch gerne eine Oper über die Beatles schreiben. Als Jurist, der über Strafprozessfragen promoviert hat und an der Zagreber Universität Internationales Recht lehrt, vertrat er Kroatien beim Internationalen Gerichtshof und beim Jugoslawien-Tribunal in Den Haag.

Erst 2003 zog es Josipovic, der mit seiner ehemaligen Assistentin verheiratet ist und eine 18-jährige Tochter hat, wieder in die Politik: Der damalige SDP-Vorsitzende und Premier Ivica Racan hatte ihn eingeladen, auf der Liste seiner Partei für den Sabor, Kroatiens Parlament, zu kandidieren. Der SDP trat Josipovic aber erst 2008 wieder bei.

Keine Frage, dass er nach seinem Wahlsieg Präsident aller Bürger sein will. »Ich glaube fest daran, dass wir alle ein besseres, ein gerechteres Kroatien wollen«, verkündete Josipovic am Sonntagabend, nachdem er im Wahlkampf vor allem gegen Korruption und organisierte Kriminalität zu Felde gezogen war. Dazu bietet ihm das neue Amt zwar nicht gar zu viele Möglichkeiten, aber die konservative Regierungschefin Jadranka Kosor versprach ihm konstruktive Zusammenarbeit.

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