Rettung für die Ostseebojen
Wegen Eisgangs werden in einer schwierigen Bergungsaktion teure Seezeichen an Land geschafft
Eckernförde. »Wenn das Eis erst da ist, kommen wir zu spät.« Jens Feiertag rechnet für die Ostsee mit dem ersten richtig großen Eiswinter seit 1996. Der Mann vom Wasser- und Schifffahrtsamt Lübeck schaut an diesem frostigen Januarmorgen besorgt von der in den Ostseewellen heftig schaukelnden »Bussard« auf das lausig kalte Wasser in der Eckernförder Bucht.
Zweistellige Minusgrade drohen für die nächste Woche, und deshalb holen Schiffe jetzt Hunderte von teuren Seezeichen an Land, bevor es mit dem Eis richtig ernst werden kann. 10 000 Euro kostet die moderne Leuchttechnik einer einzigen großen Tonne.
Ostwind Stärke sechs
Weiter östlich bis hin nach Usedom passiert das Gleiche. Die Tonnen könnten bei dem angekündigten Dauerfrost infolge Vereisung vertreiben und beschädigt werden. »An ihnen würden sich richtig dicke Eispanzer bilden, so dass die Seezeichen kentern und die teure Leuchttechnik in Mitleidenschaft gezogen werden kann«, sagt Feiertag. Bei Wind und Wellen ist das Bergen der Seezeichen harte Arbeit. Drei kleine Tonnen will »Bussard«-Kapitän Bernd Bock an diesem Morgen vor Surendorf zwischen Kiel und Eckernförde bergen. Bei strammem Ostwind mit Stärke fünf bis sechs kommt das kleine – 20 Meter lange – Seezeichenmotorschiff in den bis zu zwei Meter hohen Wellen mächtig ins Schaukeln. »Da sind ja ein paar böse Bengel dazwischen«, sagt Bock. Die »Bussard« hat nur einen Tiefgang von 1,40 Metern.
Folgen für die Sicherheit?
Schließlich muss die »Bussard« passen, man verschiebt das Tonneneinziehen vor Surendorf und zieht sich zur Arbeit in die ruhigere Kieler Förde zurück.
Während die kleine »Bussard« auf den Wellen tanzt, liegt die »Scharhörn« mit Kapitän Volker Rieper ganz in der Nähe noch ruhig. Gut 56 Meter lang ist das schon 36 Jahre alte Mehrzweckschiff. Sein Ziel ist Tonne »8a«, die vor Eckernförde am Mittelgrund ein militärisches Warngebiet markiert. Zehn Meter lang und 6000 Kilo schwer ist das gelbe Seezeichen, das der Bordkran hochholen soll. Trotz des Wellengangs gelingt es den Seeleuten an Bord schnell, den Haken in die Kette einzupicken. Eisiges Wasser schwappt auf das Holzdeck. Der Kran zieht die Tonne hoch, wenige Minuten darauf folgt der 2000 Kilo schwere Tonnenstein, der 25 Meter tief lag. Eine halbe Stunde dauert diese Operation, rund 20 Fahrten muss die »Scharhörn« machen, um »ihre« Tonnen einzusammeln. Alle wurden in den vergangenen Jahren von Gas- auf Solartechnik umgestellt und können normalerweise fünf Jahre lang wartungsfrei im Wasser bleiben.
Und wie wirkt sich der Abzug der Tonnen auf die Sicherheit des Schiffsverkehrs aus? »Inzwischen hat ja jedes Schiff GPS, und wenn das funktioniert, dann ist auch alles in Ordnung«, sagt »Schar- hörn«-Kapitän Volker Rieper. Außerdem werden jetzt alle Leuchttürme, Richt- und Leuchtfeuer auf 24-Stunden-Betrieb geschaltet. Hinzu kommen die Aufsicht durch die Verkehrszentralen sowie einige robuste unbefeuerte Spierentonnen, die an besonders markanten Stellen die eingezogenen Leuchttonnen ersetzen. »Dennoch wird die Schifffahrt schon etwas sensibler«, sagt Rieper.
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