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Deutsche sollen mehr Risiko eingehen

US-General und ISAF-Chef McChrystal greift massiv in deutsche Afghanistan-Debatte ein

  • René Heilig
  • Lesedauer: 3 Min.
Mehr Soldaten, mehr Risiko und eine neue Strategie. Wohl nicht zufällig greift der NATO- und ISAF-Kommandeur Stanley McChrystal in die in Deutschland geführte Afghanistan-Debatte ein. Via »Bild«-Zeitung.

Der Chef der sogenannten Schutztruppe in Afghanistan, Stanley McChrystal, wünscht sich einen stärkeren Einsatz der Deutschen am Hindukusch. Das bezieht er nicht nur auf die Anzahl der Soldaten. Er will einen grundsätzlichen Strategiewechsel beim Einsatz der Bundeswehr, die ihre Besatzungszone im Norden des Landes hat. In einem Interview mit der »Bild«-Zeitung kündigte der US-General an, dass er seine Forderungen Anfang Februar auf der Sicherheitskonferenz in München vorstellen werde.

McChrystal will außerdem im deutschen Parlament für die neue US-Strategie und für mehr deutsche Soldaten werben. Vor allem mehr Ausbilder für die afghanischen Streitkräfte sind vonnöten, denn auch McChrystal hat von seinem Chef, dem US-Präsidenten Obama, den Auftrag bekommen, die Karsai-Truppe rasch so zu drillen, dass sie die »Sicherheit« im Lande garantieren kann.

In Kabul, aber auch in anderen NATO-Ebenen hört man von großem Unmut über die unklare Haltung der Deutschen zum Thema Truppenaufstockung. Bereits im Sommer hatte die US-Regierung Berlin um ein größeres Engagement gebeten. Doch Zusagen bleiben aus, Außenminister Guido Westerwelle (FDP) will sich alle Optionen offenhalten und erst nach der internationalen Afghanistan-Konferenz entscheiden, die Ende Januar in London stattfindet. Man wird sehen, was die Kanzlerin am Vorabend der Konferenz in ihrer angekündigten Rede vor dem Bundestag erklärt.

McChrystal hat jedoch auch Kritik an dem ihm bislang schon unterstellten Deutschen mitgebracht. Die Bundeswehrsoldaten sollten mehr Risiken eingehen. »Vielleicht müssen sie sogar die Art und Weise ändern, wie sie bisher vorgegangen sind.« In jedem Fall sei es die falsche Taktik, »dass die Sicherheitskräfte in ihren Feldlagern bleiben, ihre gepanzerten Fahrzeuge nicht mehr verlassen, kaum noch Kontakt zur Bevölkerung haben«.

Für den General hat der »deutsche« Norden schon aus Nachschubgründen eine große Bedeutung. Er sei »entscheidend für die Stabilität Afghanistans«, sagte er und betont die Notwendigkeit eines engeren Kontakts der Soldaten zu den Bewohnern. Vor allem dort, wo die Taliban und andere Widerständler wieder Fuß gefasst haben, treten die Deutschen nur noch in Konvois mit gepanzerten Fahrzeugen auf. Das verbreitet mehr Angst als Vertrauen.

Die Deutschen werden bereits durch die massive Stationierung von US-Truppen im Norden Afghanistans unter Druck gesetzt. So entsendet die amerikanische Armee schon in den kommenden Wochen die ersten Einheiten nach Kundus und Masar-i-Sharif. Bis zum Sommer sollen rund 2500 US-Soldaten inklusive einer Hubschrauberstaffel in der Region einsatzbereit sein.

Trotz Kritik hatte McChrystal zumindest für Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) freundliche Worte. Den jungen Minister habe er sehr »entgegenkommend« erlebt. »Ich glaube, wir werden ausgezeichnet zusammenarbeiten«, so der US-General.

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