Opel schließt Antwerpen
Produktion läuft aus / 2600 Jobs fallen weg, in Deutschland 4000
Antwerpen/Rüsselsheim (AFP/ND). Opel schließt sein Werk im belgischen Antwerpen. Die Produktion an dem Traditionsstandort in der nördlichen Provinz Flandern mit rund 2600 Mitarbeitern solle »in den kommenden Monaten« auslaufen, teilte Opel am Donnerstag mit. In Deutschland will Opel demnach rund 4000 Arbeitsplätze streichen. Das Opel-Werk Antwerpen galt bereits seit Herbst als gefährdet. Der neue Opel-Chef Nick Reilly hatte im November angekündigt, dass der Standort auf der Kippe steht.
Antwerpen ist das einzige Opel-Werk in Belgien. Der angeschlagene Autobauer fertigt dort den Kompaktwagen Astra. An dem Traditionsstandort rollen seit 86 Jahren Autos vom Band. Das Werk wurde 1924 gegründet. »Wir sind uns der Tragweite bewusst, die diese Ankündigung für die Beschäftigten in Antwerpen und ihre Familien hat, und wir fühlen mit ihnen«, erklärte Reilly. Viele Beschäftigte hätten ihr gesamtes Arbeitsleben dort gearbeitet. Es sei »keine leichte Entscheidung« gewesen. Opel müsse aber seine Produktion um 20 Prozent verringern, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Deswegen sei das Aus für Antwerpen »der folgerichtige Ansatz«.
Der Betriebsrat verurteilte die Werksschließung, die Teil des Sanierungskonzepts des US-Autokonzerns General Motors (GM) für Opel ist, als »wirtschaftlich unsinnige Absicht«. Gemeinsame Studien des Opel-Managements und der Arbeitnehmervertreter hätten ergeben, »dass es wirtschaftlich sinnvoller ist, Antwerpen offen zu halten«, erklärten die Arbeitnehmervertreter. Auch habe die flämische Regierung 500 Millionen Euro Unterstützung angeboten. Der US-Autokonzern GM habe diese jedoch abgelehnt. Deshalb werde die Belegschaft »keinen Cent« Arbeitnehmerbeiträge für die Schließung des Standortes leisten.
Der Betriebsrat warf dem Unternehmen Vertragsbruch vor: Mit der Belegschaft sei für Antwerpen die Produktion eines neuen Geländewagens vereinbart worden, erklärten die Arbeitnehmervertreter. Dafür habe die Belegschaft seit 2007 auf 26 Millionen Euro verzichtet. Jetzt aber solle das Auto in Südkorea gebaut werden.
Opel steckt seit über einem Jahr in einer tiefen Krise. Im Zuge der Sanierung von Opel hatte GM im Dezember angekündigt, in Europa 8300 Stellen abbauen zu wollen. Alleine 4000 davon sollen in den vier deutschen Werken in Rüsselsheim, Bochum, Kaiserslautern und Eisenach wegfallen, wie ein Opel-Sprecher am Donnerstag bestätigte. Opel beschäftigt in Europa rund 50 000 Menschen. Der Autobauer will seinen Sanierungsplan in den kommenden Wochen vorstellen. Der Umbau soll 3,3 Milliarden Euro kosten.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.