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Renaissance im Tollhaus
In Frankreich wird ein Imam bedroht, weil er sich gegen die Vollverschleierung muslimischer Frauen ausspricht. In Dänemark entgeht ein Zeichner knapp einem Anschlag. Er hatte vor vier Jahren den Propheten Mohammed karikiert. In Italien verliert ein Richter sein Amt, weil er nicht in einem Gerichtssaal mit Kruzifix arbeiten will. »Es geht ums Prinzip«, erklärte der gemaßregelte Jurist. Darum geht es auch in den anderen Fällen – um das Prinzip der strikten, notfalls gewalttätigen Verteidigung einer Religion oder um das Prinzip der strikten Trennung von Religion und Politik. Der Widerstreit dieser Prinzipien spiegelt sich in Symbolen, die – je nach Gusto – verhindert, beseitigt, verboten oder geschützt werden sollen. Minarett, Schleier und Kruzifix markieren die Frontlinien in einem bizarren Glaubenskrieg. Im Vorteil sind dabei jene, die kraft staatlich unterfütterter Machtstellung ein Burka-Verbot anregen (Frankreich) oder ein vom Europäischen Menschenrechtsgericht verfügtes Kruzifix-Urteil ignorieren (Italien) können. Und wenn der Erfurter katholische Bischof Joachim Wanke an seine Kirche appelliert, »wieder neu Missionskirche zu werden«, deutet auch das kaum auf künftige konfessionelle Deeskalation hin. Die Renaissance brachte Europa einst zur Blüte. Die »Renaissance der Religion« macht es zunehmend zum Tollhaus.
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