Strittige Figuren

Brandenburg meldet für den neuen Landtagsbau Ansprüche auf Skulpturen an, die in Berlin stehen

  • Wilfried Neiße, Potsdam
  • Lesedauer: 3 Min.
Noch stehen die Figuren auf der Humbold-Uni. ND-
Noch stehen die Figuren auf der Humbold-Uni. ND-

Noch in diesem Frühjahr soll in Potsdam der Bau des Landtagsschlosses auf dem Alten Markt beginnen. In diesem Zusammenhang erhebt Brandenburg jetzt Ansprüche auf Sandstein-Figuren, die heute auf der Humboldt-Universität in Berlin stehen.

So viel ist wohl sicher: Die Sandsteinfiguren auf dem Hauptgebäude der Berliner Humboldt-Universität stammen vom alten Potsdamer Stadtschloss, das im Zweiten Weltkrieg bei einem Bombenangriff zerstört wurde. Als die Ruine abgetragen wurde, entfernte man die Figuren vom Dach und restaurierte sie. Schließlich gelangten die Stücke nach Ostberlin. Nun kann sich die Landesregierung von Brandenburg die Figuren durchaus auf dem Dach des neuen Landtags vorstellen, für den demnächst Baubeginn ist.

Eine Leihgabe Potsdams

Auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Abgeordneten Saskia Ludwig erklärte Finanzminister Helmuth Markov (LINKE), dass die Figuren eigentlich nur »Leihgaben« an Berlin gewesen seien. Inzwischen prüfe die Generaldirektion der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, ob diese der Hauptstadt freundlicherweise überlassenen Figuren »zurückgeführt werden können«. Die Abgeordnete Ludwig sprach von 76 Attikaskulpturen, die einst das Potsdamer Stadtschloss krönten, und von denen nun einige auf dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität stehen. Sie hatte gefragt, wann diese wieder an ihrem Originalplatz aufgestellt werden. Das ist natürlich nicht vor dem Abschluss des Baus möglich, der erst für 2013 vorgesehen ist.

Der neue Landtag wird äußerlich dem einstigen preußischen Königsschloss sehr ähnlich sein. Dafür spendete der Software-Milliardär Hasso Plattner 20 Millionen Euro aus seiner Privatschatulle.

Riesige Glasplatte

Laut Landtagsbeschluss soll – von wenigen Ausnahmen abgesehen – der vielgestaltige Figurenschmuck über Spenden finanziert werden, sagte Markov. Denn selbst wenn alle Figuren von der Humboldt-Uni wieder nach Potsdam gebracht werden sollten, würden immer noch viele Postamente leer bleiben. Darum sollen Kopien der fehlenden Skulpturen angefertigt werden.

Von der öffentlichen Hand bezahlt werden hingegen die vorhandenen Tympanonreliefs der Kopfbauten, die replaziert werden, sowie die Nachbildung von Fratzenköpfen und Wappenkartuschen am Corps de Logis. Das heute schon errichtete Fortuna-Portal wurde von dem Fernsehmoderator Günter Jauch bezahlt. Laut Markov liegen der Planung des historischen Treppenhauses die vorhandenen Bauunterlagen zugrunde. Doch werde derzeit gemeinsam mit der Schlösser-Stiftung und der Stadt Potsdam nach weiteren Unterlagen gesucht, »um das Knobelsdorffsche Treppenhaus weitestgehend dem historischen Vorbild anzunähern«.

Auf die Frage nach noch vorhandenen Bauteilen und ihrer möglichen Einbeziehung in den Neubau erklärte Markov, dass alle bekannten Bauteile katalogisiert und für den Einbau in die Fassaden des Landtagsgebäudes vorgesehen seien. Was den historischen Weinkeller betreffe, so seien dessen Fundamente und Bodenbeläge freigelegt, setzte Markov hinzu. Teile dieser Bodendenkmale würden in Zukunft über eine Glasplatte im Fußboden des Erdgeschosses in den Ausmaßen von drei mal sechs Metern sichtbar gemacht. Geplant sei, diese Glasfläche im künftigen Besucher-Vortragsraum anzuordnen.

Der Innenhof des Schlosses wird mit 4670 Quadratmetern etwas kleiner ausfallen als der historische. Das ist bedingt durch den Landtags-Plenarsaal, dessen Ausmaße die Innenfassade in den Hof hinein verschieben.

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