Hauptsache gesund!
Bei Deutschlands Nordischen Skisportlern herrscht Angst vor Krankheiten und Verletzungen
»Diesmal will ich nur gesund bleiben«, war Teichmanns Credo des neuen Olympiawinters. Bisher gelang das und nach drei dritten Plätzen ist er der deutsche Langläufer, dem am ehesten zuzutrauen ist, mit den Favoriten Petter Northug (Norwegen) und Lukas Bauer (Tschechien) mitzuhalten.
Bei den Frauen überlegt Bundestrainer Jochen Behle ob der mäßigen Weltcupleistungen in der Staffel sogar die Biathletinnen Miriam Gössner (Garmisch) und Magdalena Neuner (Wallgau) einzusetzen. Lediglich Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) zeigte zuletzt ansteigende Form. Wenn es um Einzelmedaillen geht, schaut Behle aber nur auf die Männer und auf Teichmanns Gesundheit.
Krank wurde auch Skispringer Martin Schmitt (Furtwangen). Der Vizeweltmeister hat es mit dem Abnehmen übertrieben und seinem Körper alle Energie entzogen. »In diesem Sport muss man leicht sein. Das ist nun mal so«, sagt Schmitt. »In den letzten Jahren hat mein Körper diese Gratwanderung mitgemacht. In diesem Jahr hat mich das Hungern krank gemacht«, spricht er lapidar über das ernste Problem, das die Szene seit Jahren im Griff hält. Nun sei Schmitt wieder gesund, heißt es im Trainerstab. Eine Bestätigung kann er nur mit kraftvollen Absprüngen und weiten Flügen von den Schanzen im Whistler Olympic Park geben.
Dort wird ein Urgestein der deutschen Nordischen Kombinierer fehlen. Ebenfalls von Krankheiten geschwächt, kam der Dembacher Ronny Ackermann nicht mehr in Form und legte kurz vor Nominierungsschluss eine Wettkampfpause ein. Ob der vierfache Weltmeister überhaupt noch mal zurückkommt, ist fraglich. Zum Glück muss Bundestrainer Hermann Weinbuch nicht auch noch auf Tino Edelmann (Zella-Mehlis) verzichten. Der beste Deutsche in diesem Winter stürzte in Seefeld beim Probedurchgang und verletzte sich das Knie. Er soll aber rechtzeitig wieder fit werden.
Mit Edelmann im Team sind die Kombinierer die größte deutsche Medaillenhoffnung unter den Nordischen, denn auch Björn Kircheisen (Johanngeorgenstadt) und Eric Frenzel (Oberwiesenthal) haben bereits Saisonsiege einfahren können. Kircheisen verzichtete in Seefeld auf das Laufen, denn er ist krank. »Wir haben ihn lieber geschont«, erklärte Weinbuch. Ganz ohne Wehwehchen geht es offenbar nicht.
Geschichte: Der Langlauf ist die älteste Skisportart. Schon die alten Griechen sollen sich auf Schneeschuhen fortbewegt haben. Erste Wettkämpfe gab es schon im 16. Jahrhundert in Norwegen und Schweden – die Skatingtechnik wurde aber erst Ende der 1970er Jahre bekannt. Ein Norweger war auch der erste Skispringer, allerdings erst im 19. Jahrhundert. Auch hier gab es mehrere Stiländerungen, die letzte Anfang der 1990er Jahre mit dem V-Stil, entwickelt vom Schweden Jan Boklöv.
Olympia: Männliche Langläufer waren schon bei den ersten Winterspielen 1924 in Chamonix dabei. Seit 1952 sind es auch die Frauen. Skispringen und Nordische Kombination – auch seit 1924 im Programm – sind mittlerweile die einzigen olympischen Disziplinen ohne Frauenwettbewerb. Mehrere kanadische Gerichte lehnten einen Eilantrag auf Aufnahme der Skispringerinnen in Vancouver ab.
Entscheidungen:
Langlauf: Jeweils sechs bei Frauen und Männern.
Skispringen und Kombination: zwei Einzel-, ein Teamwettkampf.
Sportstätte: Whistler Olympic Park.
Mögliche Goldsammler: Langlauf: Petter Northug (Norwegen), Justyna Kowalczyk (Polen). Skispringen: Gregor Schlierenzauer (Österreich). Kombination: Hannu Manninen (Finnland). oh
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