Ein Tag in Bengaluru
Die Stadt der gekochten Bohnen
8.30 Uhr: Kuh vadis?
Auf den Straßen herrscht Anarchie. Verkehrszeichen und Fahrbahnen sind in Bengaluru, was so viel wie »Stadt der gekochten Bohnen« heißt, bedeutungslos. Jeder Richtungswechsel wird mit Hupen angekündigt. Und die Richtung wird häufig gewechselt. Wie Slalomstangen umkurven Autos freilaufende Kühe. Aber ich folge ihnen. Die Paarhufer wissen schon, wo es etwas zu essen gibt. An der Palace Road werde ich fündig. Im 1498 AD genieße ich ein üppiges Frühstück, während die Kühe im Vorgarten die Blumenbeete abknabbern.
11 Uhr: Tucker-Tuc-Tuc
Mit einem Wink wie weiland der Gruß der Queen ans Volke stoppe ich ein Tuc-Tuc. Ich mache es mir auf der Rückbank bequem, sofern dies geht. Denn das dreirädrige Taxi ist mit besseren Campingsitzen ausgestattet. Türen und Sicherheitsgurte fehlen. Dafür genieße ich freie Sicht auf Asiens schnellstwachsende Stadt.
11.17 Uhr: Schlangig
An einer Ampel streckt mir eine Frau einen Korb entgegen, liftet den Deckel und eine Schlange schnellt hervor. Ja, denke ich, Indien, Land der Tempel, Turbane und Schlangenbeschwörer. Die Frau lacht: »Touch snake. Brings luck.« Doch ich zögere, auch wenn dies Glück verheißt. Stattdessen zücke ich die Kamera und ein paar Rupien.
11.22 Uhr: Bilderbuch gucken
Weiter geht die Fahrt entlang der Einkaufsmeilen Kempegowda und Mahatma Ghandi sowie durch das Basarviertel Chikpet. Hier riecht es nach Sandelholz und orientalischen Gewürzen. Frauen in Saris lassen das Treiben zu einem bewegten Bilderbuch voll bunter Farben werden.
15 Uhr: Origami auf Indisch
Nächstes Ziel ist Lal Bagh. Picknick, flanieren, sehen und gesehen werden sind in dem botanischen Garten ein Muss. Mit uns treffen dort unzählige Motorroller ein, auf denen sich vier- bis fünfköpfige Familien ohne Helm und Nierengurt quetschen.
17.30 Uhr: Pflichtstationen
Nächster Stopp ist die nächste Grüne Lunge: Der Cubbon Park beherbergt das Government Museum. Nur einen Steinwurf entfernt hat das Parlament im Vidhana Soudha seinen Sitz. Für die zukunftsorientierte Stadt ist das 50 Jahre alte Gebäude eine historische Besonderheit.
19.30 Uhr: Fliegendes Essen
Zum Abschluss in den Leela Palace, ein sündhaft teures Luxushotel. Ich bin kein Maharadscha, doch das Showcooking im Zen-Restaurant muss man sich leisten. Einfach beeindruckend, wie der Koch mit einer Art Karate-Schlag das Fleisch portioniert und Gemüse und Gewürze durch die Luft wirbelt. Bengaluru ist eben eine Stadt für alle Sinne.
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