Gesunde Schärfe
Winterrettich ist ein heilkräftiges Nahrungsmittel
Raphanus sativus L. var. niger, auch unter den Namen Ackerrettich, Hedrich oder Kriebelrettich bekannt, gehört wie Senf, Kohl oder Raps zu den Kreuzblütengewächsen. Er blüht rötlich-violett und wächst in runder oder länglicher Form. Seine raue Schale macht ihn nach der Ernte vor dem ersten Frost robust gegen Transportschäden. In feuchtem Sand lässt er sich sehr gut lagern, so dass er – wenn gegen Ende des Winters der noch schärfere frische Meerrettich auf den Märkten nicht mehr zu haben ist – noch lange angeboten wird.
In den letzten zehn Jahren haben vor allem biologisch arbeitende Landwirte diese alte Gemüsesorte wieder kultiviert, verschiedene Zubereitungsmethoden am Marktstand erläutert und ihr so zu einer neuen Popularität verholfen. Um einen Hustensaft herzustellen, von der flachrunden Rübe eine Art Deckel abschneiden, den Rettich aushöhlen und mit fünf Löffeln Honig füllen, den Deckel wieder aufsetzen und zwei Stunden stehen lassen. Der entstandene Saft hat entkrampfende und schleimlösende Wirkung.
Diabetiker, die Honig in den genannten Mengen nicht zu sich nehmen sollten, können »puren« Rettichsaft mit Hilfe einer Gemüsesaftpresse gewinnen. Wird das weiße Fruchtfleisch fein geraspelt oder gerieben und ohne Salz sofort frisch verzehrt, entfaltet der Rettich ebenfalls seine Heilkraft bei Katarrhen der oberen Luftwege. Salz würde etwas die Schärfe mildern, jedoch gleichzeitig den Effekt der ätherischen Öle herabsetzen. Auch beim Kochen verliert Rettich seine Schärfe.
Der Wirkmechanismus im Hals-, Nasen-, Rachenraum, in den Bronchien und in der Lunge beruht unter anderem auf der Induktion des Enzyms Gluthation-S-Transferase durch schwefelhaltige Isothiocyanate wie Sulforaphan. Das ebenfalls schwefelhaltige Gluthation übernimmt als Entgiftungsstoff in dem Sekret auf den Schleimhäuten der Atmungsorgane eine zentrale Filteraufgabe. Gleichzeitig haben Senföle wie Sulforaphan antibakterielle und fungostatische Eigenschaften und stehen dabei der Effektivität der Inhaltsstoffe von Knoblauch- oder Zwiebelsaft in nichts nach – außer, dass sie frei sind von dem für so manchen als unangenehm empfundenen Geruch. Aber nicht nur bei Erkältungen leistet das Gemüse gute Dienste. Kleine Portionen von schwarzem Rettich vermögen auch Gallen- und Leberleiden, Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüre sowie Rheuma und Gicht positiv zu beeinflussen. Hinzu kommt die anticancerogene Kraft, die Broccoli, Rettich und den unzähligen anderen Kreuzblütlern schon lange zugeschrieben wird. Die Wirkung sogar gegen Krebsstammzellen und die Verbesserung der Wirksamkeit von Krebsmedikamenten durch diese in Pflanzen natürlich vorkommenden »Chemoprotektiva« wird zur Zeit an der Heidelberger Universitätsklinik intensiv erforscht.
Neben diesen besonderen Wirkstoffen weist Rettich zahlreiche für die Nährstoffversorgung wichtige Komponenten auf, darunter die Vitamine B1, B2, B6, C, Pantothensäure und Niacin sowie Mineralien wie Kalium, Kalzium und Phosphor. Nur bei übermäßigem Verzehr und gleichzeitigem Jodmangel besteht ein Risiko für die Schilddrüse und kann sich ein sogenannter »Kohlkropf« bilden. In vernünftigen Mengen genossen – im Idealfall vom gesunden Appetit gesteuert – trägt Schwarzer Rettich zur Gesundheitsvorsorge, aber auch zur Genesung bei.
Salat mit Rettich
Aus einem Teelöffel flüssigem Honig, dem Saft einer Zitrone und einem Teelöffel Rapsöl eine Salatmarinade rühren. Einen kleinen oder einen halben Winterrettich schälen, zwei Möhren waschen, putzen, das Gemüse fein raspeln, sofort mit der Salatsoße vermengen, auf Rapunzelblättern anrichten und nach Belieben mit 40 Gramm Walnüssen oder gehobelten Mandeln garnieren. Der Salat ist für zwei Personen. an
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