Einladung ins Orinoco-Becken
Venezuela benötigt internationales Kapital bei Ölförderung
600 Kilometer lang und etwa 70 Kilometer breit ist das Becken des Orinoco-Flusses. In der Schatzkammer Venezuelas werden die größten Erdölreserven der Welt vermutet. Rund 1370 Milliarden Barrel dickflüssiges Schweröl sollen laut venezolanischen Quellen unter der Erde ruhen. 20 Prozent davon könnten mit der heute verfügbaren Technologie gefördert werden, schätzen Experten.
Die Förderung soll demnächst merklich ausgeweitet werden. Mit den Worten »wir stellen das Orinoco-Becken der Welt zur Verfügung« begrüßte Präsident Hugo Chávez kürzlich die internationalen Investoren. Diese sollen dafür sorgen, dass allein im Carabobo- I-Feld bis 2016 rund 400 000 Barrel (je 159 Liter) täglich aus dem Grund gepumpt werden. Auf dem Feld werden mit dem spanischen Konzern Repsol, Petronas aus Malaysia und der Indian Oil Corporation drei Schwergewichte der Ölbranche aktiv werden. Auf dem benachbarten Feld Carabobo III wollen der US-Multi Chevron sowie die japanischen Firmen Inpex und Mitsubishi fördern – unter Regie des Staatskonzerns PdVSA, der an beiden Projekten mit 60 Prozent die Anteilsmehrheit hält. Das ist Vorschrift in Venezuela, wo die Förderung der nationalen Reichtümer seit Mai 2007 eine nationale Angelegenheit ist. Damals wurde die PdVSA vom Juniorpartner in den vier Förderplanquadraten im Orinoco-Delta zum Taktgeber. Nicht von ungefähr, denn die Regierung hatte die bis dahin engagierten Firmen aufgefordert, der Umwandlung in Joint-Venture-Unternehmen unter Kapitalmehrheit des Staates zuzustimmen.
Doch für die PdVSA ist das Mammutprojekt allein nicht zu stemmen. Beachtliche Mittel sind nötig, um in größerem Maßstab zu fördern und das äußerst schwefelhaltige Öl anschließend in speziellen Raffinerien aufzubereiten. Allein die Investitionen zur Erschließung von Carabobo I und III werden auf rund 30 Milliarden US-Dollar taxiert. Für die Erschließung aller vier Planquadrate werden laut Regierung in den kommenden fünf bis sechs Jahren rund 80 Milliarden veranschlagt.
Also musste die PdVSA auf Partnersuche gehen. Erste Verträge wurden mit der russischen Gazprom und mit China National Petroleum geschlossen. Die engagieren sich in den beiden anderen Planquadraten und liefern das nötige Know-how und Kapital, sagt Friedrich Welsch. Der Politikprofessor der Universität Simón Bolívar in der Hauptstadt Caracas glaubt aber nicht an eine neue Schwerölbonanza: Eine wirtschaftliche Förderung sei erst ab einer Marge von 60 bis 65 Dollar pro Barrel möglich, doch aktuell liege der Durchschnittspreis für den venezolanischen Angebotsmix nur wenig drüber – bei maximal 67 Dollar.
Sonderlich eilig haben es die Investoren deshalb nicht. So mussten mehrere Auktionsrunden wegen fehlenden Interesses abgeblasen werden, woraufhin die PdVSA die Konditionen geändert und unter anderem die internationale Schiedsklausel wieder eingeführt habe, erklärt Welsch. Erst dann zeigten die internationalen Förderer das erhoffte Interesse.
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