Schreiber: »Was Schönes kaufen«

Ex-Thyssen-Manager und Pfahls bestätigten Millionenzahlungen

  • Lesedauer: 2 Min.
Der Lobbyist Karlheinz Schreiber soll einem Thyssen-Manager und dem Ex-Rüstungsstaatssekretär Ludwig-Holger Pfahls zwischen 1988 und 1993 hohe Geldbeträge ausgezahlt haben.

Augsburg (dpa/ND). Als Zeugen im Prozess gegen Schreiber wegen Steuerhinterziehung bestätigten Pfahls und der Ex-Manager vor dem Landgericht Augsburg am Montag die Zahlungen. Danach soll Pfahls für sein Eintreten für Panzergeschäfte mit den USA und Saudi-Arabien auf ein Schweizer Tarnkonto »Holgart« rund 3,8 Millionen D-Mark erhalten haben. Der Thyssen-Manager gab an, von Schreiber rund zwei Millionen D-Mark in bar bekommen zu haben.

Schreiber ist angeklagt, in den Jahren 1988 bis 1993 für Panzer- und Flugzeuggeschäfte Provisionen von insgesamt rund 64 Millionen D-Mark über Scheinfirmen in Panama und Liechtenstein auf ein Schweizer Tarnkontensystem erhalten zu haben. Dadurch soll er rund elf Millionen Euro Steuern hinterzogen haben. Schreiber bestreitet die Vorwürfe.

Pfahls bekräftigte, Schreiber habe ihm 1995 erklärt, für ihn und viele andere in der Schweiz Tarnkonten mit »verzerrten Namen« angelegt zu haben. Dabei habe Schreiber ihm versichert: »Du kannst an das Geld kommen, aber nur über mich.« Zu der Aussage Schreibers, er habe ihm kein Geld gegeben, sagte Pfahls: »Ich war fünf Jahre auf der Flucht unter den erbärmlichsten Bedingungen. Meinen Sie, ich würde das getan haben, ohne diesen Hintergrund.«

Der frühere Thyssen-Manager sagte, Schreiber habe ihm im November 1991 in der Schweiz einen Umschlag mit rund 1,2 Millionen D-Mark gegeben und habe gesagt, »ich soll mir davon was Schönes kaufen«. Den gesamten Betrag von rund zwei Millionen D-Mark habe ihm der Angeklagte in mehreren Beträgen als »guter Freund« gegeben. Dies habe nichts mit einem Leichtpanzerprojekt in Kanada zu tun gehabt, für das er unter Vermittlung von Schreiber einen Vertrag unterschrieben habe.

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